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Wildkatzen-Monitoring des BUND Brandenburg startet ins dritte Jahr

04. Februar 2022 | BUND Ehrenamtliche, Lebensräume, Naturschutz, Wälder, Wildkatze

Der Landesverband Brandenburg des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) führt dieses Jahr zum dritten Mal ein Wildkatzen-Monitoring durch. Seit 2020 sind jedes Jahr Ehrenamtliche und Naturpark-Ranger unterwegs, um herauszufinden, wo die Europäische Wildkatze in Brandenburg vorkommt. Dabei wurde das Untersuchungsgebiet jedes Jahr ausgeweitet.

Umweltstaatssekretärin Anja Boudon begleitet den Start des Wildkatzen-Monitorings 2022  (BUND Brandenburg)

In den bereits untersuchten Gebieten in den Landkreisen Teltow-Fläming und Potsdam-Mittelmark sowie in den Naturparken Hoher Fläming, Märkische Schweiz und Schlaubetal werden dieses Jahr zum Teil neue Quadranten untersucht. Dieses Jahr findet das Monitoring zum ersten Mal u.a. auch im Naturpark Dahme-Heideseen und in Privatwäldern statt. In einem Forst der Hatzfeldt-Wildenburgschen Verwaltung südlich von Teupitz gehen die Helfer:innen auf die Suche nach der Wildkatze, ebenso auf Flächen im Schutzgebiet Heidehof-Golmberg, die sich im Besitz der Dieter Mennekes-Umweltstiftung befinden.

Es war eine kleine Sensation, als der BUND Brandenburg 2019 eine Europäische Wildkatze im Teltow-Fläming nachweisen konnte – leider handelte es sich dabei um ein überfahrenes Tier. Dennoch Grund genug für den BUND, ein Wildkatzen-Monitoring in dem Landkreis und im Naturpark Hoher Fläming zu starten. 2020 konnten vier Wildkatzen-Individuen nachgewiesen werden. 2021 gelang dem BUND Brandenburg zwar kein Nachweis, aber das Landesamt für Umwelt konnte die gefährdete Wildtierart im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin nachweisen.

Carsten Preuß, Landesvorsitzender des BUND Brandenburg: „Wir waren überrascht, dass die  Wildkatze, die vermutlich aus Sachsen-Anhalt eingewandert ist, schon im Norden Brandenburgs zu finden ist. Ihr Vorkommen ist ein Beleg dafür, dass in Brandenburg naturnahe Laub- und Mischwälder mit umgestürzten Bäumen, Baumhöhlen und ähnlichen Strukturen  vorhanden sind. Diese Lebensräume sind in Brandenburg aber recht selten. Umso wichtiger ist es, dass wir sie erhalten und schützen. Mehr Wälder sollten die Möglichkeit haben, sich natürlich zu entwickeln und alt zu werden. Denn nur in alten Wäldern entstehen die vielfältigen Lebensräume, die die Wildkatze braucht“.

Ab Februar 2022 sind 20 ehrenamtliche Helfer:innen und 20 Ranger:innen für rund acht Wochen auf den Spuren der Wildkatze unterwegs. Sie stellen zunächst sogenannte Lockstöcke auf. Das sind raue Holzlatten, die mit Baldrian besprüht werden, um die Wildkatze anzulocken. Alle ein bis zwei Wochen schauen die Ehrenamtlichen nach, ob die Katzen Fellhaare an den Stöcken hinterlassen haben. Die Haare werden anschließend von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung genetisch analysiert.

Deutschland ist verpflichtet, den Bestand der Wildkatzen an die EU zu berichten, da sie als "streng zu schützende Art von gemeinschaftlichem Interesse" gilt. Deshalb hat das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK) letztes Jahr mit dem BUND Brandenburg einen Kooperationsvertrag abgeschlossen und finanziert die Kosten für die Haaranalysen sowie eine Aufwandentschädigung für die Ehrenamtlichen. Langfristig soll ein Monitoring aufgebaut werden, das den wissenschaftlichen Anforderungen eines bundesweiten Fauna-Flora-Habitat-Monitorings entspricht.

Anja Boudon, Staatssekretärin für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz: „Es ist erfreulich, dass in diesem Jahr das Wildkatzenmonitoring bereits zum dritten Mal durchgeführt wird. Das ist auch der Verdienst von vielen Ehrenamtlichen, die sich für den Schutz der Wildkatze in Brandenburg einsetzen. Das Monitoring wird uns weiterhin wichtige Hinweise liefern, wo welche Schutzmaßnahmen für die Wildkatze sinnvoll und notwendig sind. Wo zum Beispiel Grünbrücken einen sinnvoll Beitrag leisten können, wo sich Lebensräume mit einem Waldkorridor gut vernetzen lassen und in welchen Gebieten wir den Waldumbau stärker fördern sollten, um der Wildkatze mehr Lebensraum zu bieten.“

Informationen zur Wildkatze 
Der typische Lebensraum für Wildkatzen in Mitteleuropa sind naturnahe Waldgebiete. Die Wildkatze nutzt Totholzansammlungen, umgestürzte Wurzelteller, Baumhöhlen, Tierbaue, Dickichte sowie alte Bunkeranlagen als Ruhe- oder Wurfplätze. Offene Flächen wie Lichtungen, Windwurfflächen, steinige Halden, Waldsäume, Wiesen und Felder sind ebenso wichtig, denn sie dienen als Nahrungsgebiete. Die Hauptnahrung machen dabei Kleinsäuger aus.

Wildkatzen sind von der Zerschneidung der Waldlebensräume durch Straßen, Siedlungen und ausgeräumte Agrarflächen besonders betroffen. Der BUND engagiert sich seit 2004 mit seinem Rettungsnetz Wildkatze für einen deutschlandweiten Waldverbund. Die Wildkatze ist Zielart des Projektes, da sie mit ihren Lebensraumansprüchen für eine ganze Reihe anderer Waldarten steht.

In den letzten Jahren konnte die Wildkatze Teile ihres ursprünglichen Verbreitungsgebietes wieder besiedeln. Ihre Rückkehr ist eine Erfolgsgeschichte des Artenschutzes. Bisherige Bemühungen wurden belohnt mit Nachweisen beispielsweise in Brandenburg, der Lüneburger Heide, der Dübener Heide, im Leipziger Auwald, im Wendland und in den Rheinauen. In weiten Teilen Nord- und Ostdeutschlands fehlt die Wildkatze aber nach wie vor. Wildkatzenvorkommen an den Rändern des Verbreitungsgebietes sind häufig noch instabil und können durch Straßentod, Krankheiten und Wetterextreme schnell wieder erlöschen. So wurde auch das 2019 bei Kummersdorf-Gut im Landkreis Teltow-Fläming entdeckte Wildkatzenweibchen überfahren aufgefunden. Zudem herrscht teilweise ein Mangel an Weibchen, da die Männchen meist weitere Strecken wandern.

Die Europäische Wildkatze stammt nicht von verwilderten Hauskatzen ab. Sie streifte schon durch unsere Wälder, lange bevor die Römer die ersten Hauskatzen über die Alpen brachten. Das Verbreitungsgebiet der Wildkatze erstreckte sich noch bis ins 20. Jahrhundert hinein fast über den ganzen Kontinent. Heute zählt die Wildkatze bei uns zu den gefährdeten Arten.

 

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