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Keine Besserung für Alleen in Sicht: Land erfüllt eigene Vorgaben nicht

20. Februar 2014 | Alleen, Bäume

Auf der heutigen Sitzung des Infrastrukturausschusses wird mit reichlich Verspätung der Evaluierungsbericht zur Alleenkonzeption vorgestellt. Christine Arndt, Fachfrau für Alleenschutz beim BUND Brandenburg, stellt dazu fest: "Zahlen präsentieren ist noch keine Evaluation. Das Grundproblem der Alleenkonzeption wurde nämlich nicht erkannt und somit auch nicht bewertet. Zwar wurde festgestellt, dass entgegen des Ziels der Alleenkonzeption weniger als 30 km Alleen pro Jahr angelegt wurden. Den Ursachen dafür ist die Landesregierung in ihrem Bericht aber nur unzureichend auf den Grund gegangen."

Laut Arndt sei das Hauptziel der Alleenkonzeption - die jährliche Neuanlage von 30 km Alleen - vor allem deshalb nicht erreicht worden, weil bei der Neuanlage von ganzen Alleeabschnitten wegen diverser Richtlinien gewisse Mindestabstände zwischen Baum und Straße eingehalten werden müssen und somit umfangreicher Grunderwerb nötig wird. Die meisten Landeigentümer sind jedoch nicht bereit, ihr Land entlang der Straßen zu verkaufen, weshalb dem Landesbetrieb Straßenwesen allmählich die Pflanzstandorte ausgehen. Die Lösung wären Lückenbepflanzungen. Bei Lückenbepflanzungen müssten nämlich die Mindestabstände nicht zwingend eingehalten werden, wodurch der schwierige Grunderwerb entfallen würde.

Weiterhin fordert der BUND die Einrichtung eines Alleenfonds, der für sämtliche Straßenkategorien eingesetzt werden kann. In Mecklenburg-Vorpommern wird dies schon seit langem erfolgreich praktiziert. Zwar gibt es in Brandenburg einen ähnlichen "Alleen-Pool" beim Landesbetrieb Straßenwesen. Diese Mittel können jedoch nur für Alleen an Bundes- und Landesstraßen eingesetzt werden. Alternativ wäre eine Erweiterung dieses "Alleen-Pools" auf Kreis- und Kommunalstraßen denkbar.

Hintergrund:

Bereits im Herbst 2010 wurde die Landesregierung per Landtagsbeschluss beauftragt, die sogenannte Alleenkonzeption im Jahr 2011 zu evaluieren. Erst über 2 Jahre nach Fristablauf liegt nun endlich der Evaluierungsbericht vor. Dieser enthält jedoch einige Widersprüche. Auf der einen Seite hat die Landesregierung stets betont, man dürfe sich bei der Zahl der nachzupflanzenden Bäume nicht an der Anzahl der gefällten Bäume orientieren. Auf der anderen Seite wird in dem Bericht mehrfach betont, dass zwischen 2007 und 2012 mehr Bäume nachgepflanzt als gefällt wurden. Ziel der Alleenkonzeption war es jedoch in erster Linie, einen Alleenbestand mit ausgeglichener Altersstruktur aufzubauen. Dazu sollten pro Jahr 30 km Alleen neu angelegt werden. Dieses Ziel wurde jedoch bei weitem nicht erreicht: Allein in den 5 Jahren nach der Kenntnisnahme durch den Landtag wurden statt der geplanten 150 km nur gut 121 km Alleen neu angelegt. Dieses Defizit wird sich in den kommenden Jahren noch massiv verschärfen, da der Landesbetrieb Straßenwesen aufgrund der Abstandsvorgaben und den dadurch bedingten schwierigen Grunderwerb kaum noch Pflanzstandorte findet.

Trotzdem ist Minister Vogelsänger der Ansicht, die Lage habe sich deutlich entspannt. Er verliert dabei jedoch die Zukunft aus den Augen, denn an der Tatsache, dass der jetzige Alleenbestand überaltert ist, hat sich bislang nicht viel geändert. Die ursprünglich prognostizierten umfangreichen Fällungen werden also auf jeden Fall früher oder später eintreten, ohne dass es ein wirksames Konzept für den flächendeckenden Erhalt der Alleen gibt. Es bleibt daher zu befürchten, dass es im Jahr 2030 nur noch vereinzelte Alleen im Land Brandenburg geben wird.

Hinzu kommen die oft schlechten Lebensbedingungen für die Alleebäume. Sollte beispielsweise der Streusalzeinsatz auf den baumgesäumten Straßen nicht drastisch reduziert werden, ist davon auszugehen, dass die Lebenserwartung der zukünftigen Alleebäume bei deutlich weniger als den prognostizierten 75 Jahren liegt. Somit wären auch schon früher als geplant teure Neupflanzungen erforderlich.  

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