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Die „Allee des Jahres 2014“ ist eine Lindenallee in Mecklenburg-Vorpommern

20. Oktober 2014 | Alleen

Anlässlich des „Tages der Allee“ am heutigen 20. Oktober hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die „Allee des Jahres 2014“ gekürt. Aus den 139 Einsendungen eines bundesweiten Fotowettbewerbes wählte eine Jury eine Lindenallee zwischen Bisdorf und Batevitz im Landkreis Vorpommern-Rügen, fotografiert von Bernd Käding aus Wilhelmshaven.

Damit geht der Titel „Allee des Jahres“ zum dritten Mal in sieben Jahren nach Mecklenburg-Vorpommern.

Die Allee sei beispielhaft für gut erhaltene und besonders schöne alte Alleen im ländlichen Raum, die noch nicht Opfer eines Wegebaus und somit einer Asphaltierung geworden sind und sich nahezu ungestört entwickeln können. In einer Landschaft, die durch große landwirtschaftliche Flächen geprägten ist, sind diese Alleen ein wichtiges Verbindungselement zwischen verschiedenen Lebensräumen für gefährdete Tiere und Pflanzen, so die Begründung der Jury. Die Lindenallee in Bisdorf gibt mit ihrem mächtigen Blätterdach Schutz für zahlreiche Insekten, Vögel und Höhlenbewohner.

So nutzen Fledermäuse die Baumhöhlen als Sommer- oder Winterquartier und die Alleenstrukturen sind für sie Orientierungshilfe und Jagdgebiet. Auch für viele Vogelarten bieten gerade die alten Alleen geeignete Brutplätze. Daneben nutzen  Vögel die Bäume als Ansitzwarte bei der Nahrungssuche, darunter  Grasschnäpper, Neuntöter und Ortolan, die alle in Deutschland stark gefährdet sind. Alleen sind auch Rastplätze während Zugperiode.

Eine ganz besondere Bedeutung haben die Alleen auch für die Insekten. Insekten nutzen nicht nur abgestorbene Holzbereiche, den Holzmulm als Lebensraum, sie nutzen auch Blätter, Nektar und Pollen als Nahrung.

BUND-Alleenexpertin Katharina Brückmann: „Alleen sind vom Menschen geschaffene Landschaftselemente. Trotzdem sind sie nicht nur von kulturhistorischem Wert sondern haben auch eine große naturschutzfachliche Bedeutung. In unseren oft sehr naturfernen Landschaften, den Agrarlandschaften und Siedlungsbereichen, bieten Alleen wichtige Lebensräume für heimische Arten und haben eine immense Bedeutung als Biotopverbundsysteme.

Aber auch unbefestigte Wege werden in unserer Landschaft zunehmend zur Rarität. Die Lebensräume eines naturnahen und unbefestigten Weges sind außerordentlich vielfältig. Auch sie sollten als Natur- und Kuturgut geschützt werden. Wir freuen uns deshalb besonders, dass wir eine Allee an einem unbefestigten Weg zur Siegerallee küren konnten.“

Mit der Prämierung der „Allee des Jahres“ will der BUND auf die deutschlandweite Gefährdung von Alleebäumen sowie der Gefährdung der biologischen Vielfalt aufmerksam machen. In Deutschland steht ein Drittel der Tiere und Pflanzen auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Insbesondere der Mangel an geeigneten Lebensräumen, wie es die Höhlen in alten Bäumen sind, führen zu einem Verlust von seltenen Tier- und Pflanzenarten.

„Gerade jetzt, wo aufgrund von neuen Richtlinien des Bundes viel über Fällungen von Straßenbäumen im ganzen Bundesgebiet zu lesen ist, ist es uns wichtig, auf die Bedeutung der Alleen hinzuweisen. Deshalb freuen wir uns sehr, dass viele Einsendungen auch aus den alten Bundesländern eingetroffen sind. Der Sieger des Foto-Wettbewerbs kommt aus Wilhelmshaven, der Fotograf des zweitplatzierten Fotos aus Bayern, und die drittplazierte aus Berlin“, so Katharina Brückmann.

Bernd Käding: Es war das erste Mal, dass ich überhaupt an einem Fotowettbewerb teilgenommen habe. Und dann gewinne ich gleich den ersten Preis!

Ich freue mich sehr darüber, zumal viele gute Fotos eingereicht wurden.

Diese Allee entdeckten wir bei einem Urlaub im Landkreis Vorpommern-Rügen.

Mir gefiel besonders die Ursprünglichkeit dieses unbefestigten Landweges mit seinen alten Linden.

Auch viele andere Alleen haben uns während dieser Zeit erfreut.

Wie gut, dass sie doch noch so zahlreich vorhanden sind und nicht Verkehrsmaßnahmen weichen mussten. Lobenswert ist auch die Anpflanzung neuer Alleen, die wir mehrfach gesehen haben.

Ich fotografiere seit vielen Jahren; auch deshalb ist diese Auszeichnung ein besonderes Ereignis für mich.

Leider konnte ich der Einladung nach  Bisdorf zur Auszeichnung der Allee  anderer Verpflichtungen wegen nicht nachkommen - schade.

Ich hoffe, dass durch diesen Wettbewerb der besondere kulturelle Wert dieser alten Alleen vielen Menschen bewusst wird. Herzlichen Dank an den BUND für diese gute Idee.“

Mit dem zweiten Platz wird eine Alleenfoto von Markus Hunger bei Rathmannsdorf in der Sächsischen Schweiz mit dem Titel: "Dem Nachwuchs eine Chance“ ausgezeichnet. „Das Bild mit der besonders schönen neu angepflanzten Allee in Sachsen zeigt uns, wie wichtig es ist, an die Zukunft zu denken und heute die grünen Tunnel von morgen anzupflanzen.“ sagt Katharina Brückmann, BUND. 

Trotz gesetzlicher Regelungen, trotz der wohlklingenden Worte aus Politik und Verwaltung für den Schutz der Alleen, kreischen Jahr für Jahr die Motorsägen an Bundes-, Landes-, Kreis- und Gemeindestraßen. Tourismusverbände, Gemeinden, Städte, Hotels und Gutshäuser, alle werben mit den Alleen auf Faltblättern und im Internet. Und doch schwindet Jahr für Jahr der Altbaumbestand an den Straßen.

Der Fortbestand unserer alten, prägenden Alleen wird unter den Bedingungen des allgemeinen Anspruchs auf grenzenlose Mobilität und neuer Richtlinien, wie die Richtlinie  für  passiven  Schutz  an  Straßen durch  Fahrzeug-Rückhaltesysteme  (RPS) immer schwieriger. So kommt es seit Jahren im  gesamten  Bundesgebiet  zur großflächigen  Abholzung  von  Straßenbäumen  bei  gleichzeitig  viel  zu  geringen Neupflanzungen.

Nur mit einer konkreten, vorausschauenden und umsetzbaren Planung kann die Entwicklung unserer Alleen Erfolg haben. Deshalb ist es besonders schön zu sehen, dass hier bei Rathmannsdorf in Sachsen so eine lange Allee neu angepflanzt wurde.

Der dritte Preis des Alleenfotowettbewerbs geht nach Brandenburg. Frau Claudia Eickschen aus Berlin hat das Foto einer 500 m langen Linden-Allee mit dem Titel "Großbeeren" eingesendet.

Alleebäume schützen vor Regen, Sonne und Wind. Es ist erholsam und ein Genuss, mit einem Fahrrad unter lichtdurchfluteten Blättern entlang zu rauschen.

Hintergrund als Anhang

Der BUND widmet sich seit vielen Jahren mit großem Engagement dem Alleenschutz. Neben der kritischen Begleitung von Bauvorhaben im Bereich von Alleen und Baumreihen liegt ein großes Gewicht darauf, vor allem viele Menschen an die Problematik Alleenschutz und damit an den Schutz eines alten Kultur- und Naturgutes, heranzuführen. Der BUND bietet Seminare zu Bäumen und Alleen an, in denen zum einen Fachwissen und Zugang zur Natur vermittelt zum anderen auch die Rolle der Behörden und der gesetzliche Baumschutz erläutert wird. Beim BUND kann man so erlernen und erfahren, wie man sich auf kommunaler und regionaler Ebene für die Belange des Natur- und Umweltschutzes engagieren kann.

Mit Alleenwanderausstellung, Vorträgen und Filmvorführungen bringen wir Einheimischen und Besuchern die Alleen näher. Bundesweit engagieren sich mehr als 1000 Alleenpaten gemeinsam mit dem BUND um den Erhalt der Alleenlandschaft.

Weitere Informationen zum BUND-Alleenprojekt und alle Wettbewerbsbeiträge finden Sie in der Galerie unter

http://www.allee-des-jahres.de/

Ein druckfähiges Foto der „Allee des Jahres 2014“ finden Sie im Internet unter 

www.bund-mecklenburg-vorpommern.de/themen_und_projekte/alleenschutz/fotowettbewerb_allee_des_jahres/

Die Fotos können kostenfrei unter Angabe des Bildautors gedruckt werden.

Pressekontakt: Katharina Brückmann, BUND M-V, Tel: 0172 3848542

E-Mail: Katharina.Brueckmann(at)bund.net 

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