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Offener Brief für Maßnahmen gegen das Vogelsterben an den Glasfassaden des BER

22. November 2022 | Naturschutz, Vögel und Fledermäuse, Artenschutz

Umwelt- und Tierschutzverbände aus Berlin und Brandenburg wenden sich an Aufsichtsrat und die Geschäftsführung des Flughafens Berlin Brandenburg.

 (Kevin Hackert / Flickr / CCBY-NC2.0)

Am 21. November 2022 haben sich die Umweltverbände BUND Berlin, BUND Brandenburg, NABU Berlin und NABU Brandenburg sowie der Tierschutz-verein für Berlin und Umgebung und der Landestierschutzverband Brandenburg in einem Offenen Brief an Aufsichtsrat und Geschäftsführung der Flughafen Berlin Brandenburg gewandt. Sie fordern eine umfassende Vogelschutz-Sanierung des Terminalgebäudes. Die Probleme sind mindestens seit 2012 bekannt, Abhilfe ist bis heute nicht geschaffen worden.

Offener Brief an den Aufsichtsrat und die Geschäftsführung des Flughafens Berlin Brandenburg

Sehr geehrte Damen und Herren vom Aufsichtsrat und der Geschäftsführung des Flughafens Berlin Brandenburg,

seit der Eröffnung des Flughafens BER erreichen uns fortlaufend Berichte und Fotos von toten und verletzten Vögeln, die an Glasflächen der Gebäude kollidiert und zu Tode gekommen sind. Unsere Expert*innen finden bei Begehungen der öffentlich zugänglichen Bereiche regelmäßig tote Tiere. Zahllose Anprallspuren und Federfunde geben Aufschluss über die dramatische Anzahl der Kollisionsopfer. Viele der verletzten Tiere verenden qualvoll in den Lichtschächten zwischen den Terminalgebäuden. Das nachgewiesene Artenspektrum reicht von Eisvogel, Turmfalke, Waldschnepfe, Haubenlerche, Singdrossel, Mehlschwalbe, Dohle und Blaumeise u.v.m. bis hin zum Waldkauz.

Das Problem ist der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg GmbH seit 2012 bekannt, als bei einem Massenanflug zahlreiche Rotkehlchen und Singdrosseln am neu errichteten Terminalgebäude zu Tode kamen. Fotos, die der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH und der Unteren Naturschutzbehörde Dahme-Spreewald vorliegen, belegen, dass es zur Vogelzugzeit immer wieder zu diesen Massenkollisionen kommt. Trotzdem wurden in der 14 Jahre währenden Bauzeit des BER keine Maßnahmen ergriffen, Abhilfe zu schaffen. Abschattungsvorrichtungen zur Vermeidung nächtlicher Lichtemission aus dem Gebäudeinnern sind nicht vorhanden.

Wäre das Problem in der Bauplanung frühzeitig berücksichtigt worden, hätten Vogelkollisionen am BER weitestgehend vermieden werden können. Eine Nachrüstung mit entsprechenden Schutzmaßnahmen, wie es nun aus Artenschutzgründen unumgänglich ist, ist leider sehr viel aufwendiger und kostenintensiver.

Vögel erkennen transparentes Glas nicht als Hindernis und können Spiegelungen der Umgebung nicht als solche erkennen. Zudem werden sie bei Dunkelheit von illuminierten Gebäuden angelockt und kollidieren dann mit deren Fassaden. Allein am Hauptgebäude des Terminals 1 des BER wurden mehr als 20.000 Quadratmeter Glas verbaut, die Glasflächen der fast 1,5 Kilometer langen Abflugpiere nicht eingerechnet. Der Anprall an Glas ist weltweit eine der häufigsten anthropogenen Todesursachen bei Vögeln und ein beträchtliches Artenschutzproblem. Laut Schätzungen der Bundesregierung kommen alleine in Deutschland jedes Jahr 18 Millionen Vögel durch Glaskollisionen ums Leben. Die Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten geht von einer noch mehrfach höheren Zahl aus.

Wir fordern Sie hiermit auf, bei der überfälligen Artenschutz-Sanierung des Flughafens BER fachlich qualifizierte Vogelschutz-Expert*innen der Naturschutzverbände zu beteiligen. Diese sollen die Situation vor Ort in allen Bereichen des Flughafens begutachten, bewerten und das komplette Ausmaß der tödlichen Vogelfallen festhalten. Es müssen alle bestehenden Problem-Bereiche vogelsicher nachgerüstet werden. Die bisherigen Einzelmaßnahmen sind unzureichend.

Alle noch geplanten Bauten müssen von vornherein mit hochwirksamem Vogelschutzglas und Maßnahmen zur Reduzierung der nächtlichen Lichtemission ausgestattet werden. Artenschutz-maßnahmen zu Licht und Glas können durch eine umsichtige Objektplanung und -gestaltung einfach und kostengünstig umgesetzt werden. Jedes weitere Jahr ohne konkrete Maßnahmen werden wissentlich weiterhin zahllose unnötige Todesopfer in Kauf genommen.

Fotodokumentation des Vogeltods nach Glasanprall am BER

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