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Ein bisschen zügiger, bitte!

15. November 2022 | BUNDzeit, Verkehr

Was die Landesregierungen mit dem Regionalbahnnetz in Berlin-Brandenburg vorhaben und was das von den BUND-Landesverbänden Berlin und Brandenburg mitgetragene Bündnis Schiene Berlin- Brandenburg (BSBB) vorschlägt

Nordbahn: Im Berliner Stadtentwicklungsplan (StEP) Verkehr von 2021 ist der Wiederaufbau der Strecke Gesundbrunnen– Hohen Neuendorf enthalten, in i2030, BVWP und im LNVP-Entwurf aber nicht. Das BSBB hält eine teils zweigleisige Trasse für Fern- und Regionalverkehr parallel zur S1 für nötig. Dazu gehört auch ein Regionalbahnhof Wittenau. Hier sollten auch die RB12 und RB54 nach Templin und Rheinsberg fahren: mit Batterieantrieb für die nicht elektrifizierten Abschnitte und bis Löwenberg als vereinter Flügelzug. Siehe auf der Karte unter 1

Schorfheidebahn: Seit Ende 2018 fahren auf den rund 28 Kilometern zwischen Templin und Joachimsthal erstmals seit 2006 wieder Regionalbahnen. Diese wollte der LNVP-Entwurf ab Dezember 2022 wieder abbestellen, was nach Protesten zunächst vom Tisch ist. Sinnvoll wäre es, durch Streckenmodernisierung die Fahrtzeit zu verkürzen und die RB63 ab Eberswalde zusammen mit der RB60 aus Richtung Wriezen nach Berlin weiterzuführen. 2

Heidekrautbahn: Voraussichtlich 2024 wird die Heidekrautbahn wieder auf ihrer 14 Kilometer langen Stammstrecke Wilhelmsruh–Basdorf fahren. Wann aber endlich die Durchbindung nach Gesundbrunnen kommt, ist unklar. Das BSBB fordert, diese Planung zu beschleunigen und auch den stillgelegten Nordwestast Wensickendorf–Liebenwalde wieder in Betrieb zu nehmen. Ob sich das für den Abschnitt Wensickendorf–Oranienburg lohnt, will Brandenburg laut LNVP-Entwurf prüfen. Dass auf der Heidekrautbahn ab 2024 Wasserstoff- statt Dieselzüge fahren werden, begrüßt der BUND. 3

Wriezener Bahn: Die stillgelegte Strecke zwischen Werneuchen und Wriezen (33 Kilometer) gehört zu den Linien, bei denen der LNVP-Entwurf das Fahrgastpotenzial als „nicht eindeutig erkennbar“ einstuft und weitere Untersuchungen ankündigt. Unabhängig davon wirbt das BSBB für einen Halbstundentakt bis Werneuchen, wozu eine zweite Bahnsteigkante in Blumberg nötig ist. 4

Berliner Außenring: Für den Abschnitt zwischen Karower Kreuz und Grünau schlägt das BSBB eine mit Oberleitung betriebene Regio-S-Bahn vor. Sie soll die vom Berliner Senat geplante autobahnähnliche Tangentialverbindung Ost (TVO) unnötig machen. Dafür wären diverse Kreuzungsbahnhöfe erforderlich. Im Gegensatz zur Auto-TVO sind die Pläne für die Nahverkehrstangente wenig fortgeschritten. Auch am südlichen Außenring fordert das BSBB Bahnhöfe an den Stellen, wo Dresdner Bahn, Anhalter Bahn und Wetzlarer Bahn kreuzen. 5

Ostbahn: Brandenburg, Berlin und der Bund haben sich zwar darauf geeinigt, die Strecke zwischen Berlin und polnischer Grenze zweigleisig auszubauen und zu elektrifizieren, allerdings findet sich das Vorhaben weder im BVWP noch im i2030. Damit bis 2030 überhaupt etwas passiert, fordert das BSBB, sofort mit den Planungen zumindest für ein zweites Gleis zwischen Berlin und Trebnitz zu beginnen. Zudem sollte das Berliner Streckenende vom Ostkreuz etwa einen Kilometer nach Westen zur Warschauer Straße verschoben werden, um zusätzliche Umsteigemöglichkeiten zu schaffen. 6

Königs Wusterhausen–Mittenwalde: Das Brandenburger Verkehrsministerium hält eine Reaktivierung der acht Kilometer langen Strecke für unwirtschaftlich, das BSBB sieht dagegen Potenzial für eine stündliche Verbindung, die mit der RB36 gebündelt als Flügelzug nach Berlin kombiniert werden kann. 7

Niederlausitzer Bahn: Für die Teilstrecken Falkenberg– Herzberg-Stadt und Lübben–Luckau-Uckro will Brandenburg eine Reaktivierung prüfen, bei ersterer „vertieft“. 8

Potsdamer Stammbahn: In Zukunft sollen Regionalbahnen auf der seit 1945 nicht mehr genutzten Strecke Zehlendorf– Kleinmachnow–Griebnitzsee fahren. Das haben die Länder im Sommer 2022 beschlossen. Damit steht auch fest, dass der Südwesten neue Regionalbahnhöfe bekommt, nämlich in Schöneberg, Steglitz, Zehlendorf, Kleinmachnow und Dreilinden. Der BUND begrüßt die Entscheidung für die Stammbahn, für die er seit der Wende geworben hatte. Diese neue Verbindung von Brandenburg (Havel) über Potsdam und Berlin in Richtung Eberswalde wird die Stadtbahntrasse entlasten und neue Direktverbindungen schaffen. 9

Potsdam: Um den südlichen Außenring aus Richtung BER mit dem Potsdamer Hauptbahnhof zu verbinden, wirbt das BSBB für eine Verbindungskurve Pirschheide–Sanssouci am Kreuz Werder. 10

Wustermark–Ketzin: Auf dem rund sieben Kilometer langen Abzweig der Lehrter Bahn endete 1963 der SPNV, Güterverkehr findet auf einem Teilstück heute noch statt. Laut LNVP-Entwurf soll die Aktivierung geprüft werden. Das BSBB schlägt den Einsatz von Batteriezügen vor, die ab Wustermark die Vorortzüge Richtung Berlin verstärken. 11

Westkreuz: Um die Kapazitäten von Nord-Süd-Tunnel und Stadtbahn zu schonen, schlägt das BSBB für Regionalzüge aus Richtung Spandau eine neue Endstation am Westkreuz vor. Erreichen sollen sie diese über die bestehenden Gleise entlang der Ringbahn. Möglich wäre damit auch ein Regionalbahnhalt in Messe Nord. 12

Neustadt–Meyenburg: Im LNVP-Entwurf vom Mai war die RB73 auf knapp 13 Kilometer (Neustadt–Kryitz Am Bürgerpark) geschrumpft, die restlichen 29 Kilometer nach Pritzwalk sollten ebenso wie die fast 20 Kilometer der RB74 zwischen Pritzwalk und Meyenburg abbestellt werden. Nach Protesten will das Land nun mit Mecklenburg-Vorpommern über eine Verlängerung der Linie über die Landesgrenze hinaus sprechen. Das BSBB schlägt vor, die Strecke als zusätzliche Verbindung Berlin–Rostock zu nutzen. Dazu muss die eingleisige Strecke auf Tempo 80 bis 120 ertüchtigt und mit weiteren Ausweichstellen versehen werden. Zum Einsatz sollen Batteriezüge kommen, die zwischen Berlin und Neustadt als Teil des Regionalexpresses Richtung Wittenberge fahren. So entstehen attraktive Direktverbindungen aus der Metropole in die Prignitz und zur mecklenburgischen Seenplatte. 13

Kremmener Bahn: Kürzlich haben Berlin und Brandenburg beschlossen, die Strecke zwischen Hennigsdorf und Wittenberge teilweise zu elektrifizieren, damit Batteriezüge dort als Prignitzexpress (RE6) fahren können. Dies ist ebenso sinnvoll wie die Entscheidung, die S25 für den 10-Minuten-Takt bis Hennigsdorf auszubauen. Falsch ist jedoch der Verzicht auf Regionalbahngleise zwischen Schönholz und Hennigsdorf, was den RE6 weiter zum Umweg über Spandau zwingt. 14

Zum Bündnis Schiene Berlin-Brandenburg und seinem Zielnetz 2035

Dieser Artikel erschien in der BUNDzeit 2022-4. Mehr zum Schwerpunktthema ÖPNV:

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