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Ausflugstipp: Kaltes Brodeln in Kunsterspring

31. Juli 2019 | BUNDzeit, Naturerleben

Wer erleben möchte, wie spektakulär ein Flachlandfluss entspringen kann, sollte die Kochquelle in Kunsterspring bei Neuruppin besuchen.

Auf dem Weg nach Kunsterspring: Aussicht vom Zanderblick auf den Tornowsee

Welchen Eingang ins Naturschutzgebiet Kunsterspring wir nehmen, ist egal. Das Tor hinter der Fischräucherei führt auf denselben Naturlehrpfad wie das Tor am Parkplatz. In der einen Variante nimmt man den Fußpfad auf dem südlichen Ufer des Kunsterteichs, in der anderen den am nördlichen. In jedem Fall gilt es jetzt die Augen aufzuhalten, vielleicht sehen wir tatsächlich einen der Fischotter, die in diesem künstlich aufgestauten Gewässer gelegentlich schon gesichtet wurden. Bis sie 1917 abbrannte, stand hier eine Mühle und noch bis in die 1930er-Jahre plätscherte ein Wasserfall eine Felssteinmauer am Wehr hinunter, wie historische Postkarten dokumentieren. Wo die beiden Uferwege wieder aufeinandertreffen, ist aus dem Teich ein schmaler Bach geworden: die Kunster.

Wir spazieren weiter bachaufwärts in Richtung Kochquelle (auch hier haben wir wieder Wahl, auf welcher Seite der Kunster wir laufen wollen). Das Naturschutzgebiet Kunsterspring, das als Buchenwaldlebensraumtyp und Habitat für Fischotter eine besondere Bedeutung hat, besteht zu 95 Prozent aus Wald, doch in seinem Zentrum liegt eine auffällige Lichtung. Zweimal jährlich muss die Liebeswiese gemäht werden, damit sie eine artenreiche Feuchtwiese bleibt, das Mahdgut wird einfach am Wiesenrand kompostiert. Nachdem wir diesen Orchideen-Standort passiert haben, wird das Endmoränental der Kunster schmal und steil. An zwei, drei Stellen fließen kleine Wasserläufe in den Bach, die unmittelbar neben dem Weg aus dem Boden treten.

Am Wendepunkt des Rundwegs stoßen wir auf die spektakulärste Quelle der Kunster. Über mehrere Quadratmeter erstreckt sich ein knöchelhohes Gewässer, das regelrecht zu kochen scheint. Angesichts dieses Brodelns konnten die Altvorderen wohl nicht anders, als den Wasseraustritt Kochquelle zu nennen. Auf die Wassertemperatur wirkt sich das jedoch nicht aus, die liegt konstant bei 8 °C. Der ungewöhnliche Brodeleffekt entsteht, weil das Grundwasser durch ein Loch der Tonschicht nach oben drückt und die feine Kies- und Sandschicht auf der Oberfläche permanent aufwirbelt.

Nach einer guten Stunde erreichen wir wieder den Ausgangspunkt, an dem die Kunster auf dem Weg zu ihrer Einmündung in den Tornowsee die Landstraße L 16 kreuzt. Diese Straße ist ein echtes Ärgernis. Nicht nur für die Fischotter, von denen einige hier schon überfahren wurden, sondern auch für diejenigen, die per Rad anreisen. Denn bis auf einige hundert Meter auf der vielbefahrenen L 16 (Sicherheitsempfehlung: absteigen und auf dem schmalen Straßenrand schieben) ist Kunsterspring hervorragend ohne Auto zu erreichen: mit der Regionalbahn bis Neuruppin und dann per Rad entlang der Ruppiner Seenkette mit vielen angenehmen Bademöglichkeiten Richtung Norden.

Der Radweg durch den Wald ist ausgeschildert und teilweise asphaltiert, doch mit 15 bis 20 Kilometer einfache Strecke (je nach Routenvariante) nicht der kürzeste. Wir empfehlen daher einen Zweitagestripp. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es in Binenwalde, Boltenmühle und Neuruppin, außerdem Zeltplätze am Zermützelsee und Tornowsee. Wem der Naturlehrpfad zur Kochquelle als Attraktion nicht reicht, sei auf den Tierpark Kunsterspring mit Wölfen, Waschbären, Wildkatzen und Wisenten hingewiesen.

Kurzes Video zur Kochquelle: www.kurzlink.de/kochquelle

Routenplanung für die Anreise per Fahrrad: www.naviki.org

Dieser Artikel erschien in den BUNDzeit 2019/03.

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