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Neuer Potsdamer Stadtteil Krampnitz

Potsdam wächst und das nicht nur innerhalb der Stadtgrenzen. In den nächsten 10 bis 20 Jahren entsteht auf dem 140 Hektar großen ehemaligen Kasernengelände Krampnitz im Norden von Potsdam ein neues Quartier für bis zu 10.000 Menschen. Der BUND Kreisverband Potsdam/Mittelmark sieht die Planungen kritisch.

Aktuelle Stadtentwicklung ist nicht nachhaltig

Bei der Planung des neuen Stadtteils besteht die Gefahr, dass alle Ansätze einer nachhaltigen Stadtteilentwicklung zunichte gemacht werden. Mit dem vorhandenen Bebauungsplan wurden bereits Tatsachen geschaffen, die nur schwer zu korrigieren sind.

Der BUND Kreisverband fordert deshalb, dass erst dann weiteres Baurecht geschaffen wird, wenn eine nachhaltige, klimagerechte und naturnahe Stadtteilentwicklung garantiert ist.

Naturschutz unzureichend

Wendehals -Vogelart Der Wendehals brütet in Baumhöhlen. Diese entstehen nur in alten Bäumen. Der Wendehals ist eine gefährdete Vogelart und steht in Brandenburg auf der Roten Liste.  (Luca Cagnasso / pixabay)

Auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne haben sich zahlreiche Biotope, Niststätten und Quartiere für geschützte Tiere und Pflanzen entwickelt. In den alten Bäumen brüten zum Beispiel Grünspecht, Gartenbaumläufer, Kleiber, Gartenrotschwanz - und sogar der Wendehals, der in Brandenburg auf der Roten Liste steht. Das bedeutet, dass das Fortbestehen der Art in Brandenburg gefährdet ist. Der BUND Potsdam fordert, dass die meisten alten Bäume stehen bleiben, damit der Lebensraum für die Baum- und Höhlenbrüter erhalten bleibt.

Auch dass auf dem Gelände 10 Bodenbrüterarten vorkommen, macht die ökologische  Bedeutung des Areals deutlich. Da - wie der Name schon sagt - diese Vögel am Boden brüten, brauchen sie Wiesen und Gehölze, in denen ihre Eier nicht so schnell von Fressfeinden entdeckt werden. Viele Flächen sind in Deutschland aber versiegelt oder werden intensiv landwirtschaftlich genutzt. Da bleibt nicht viel Lebensraum für Bodenbrüter.

Die Vogelarten in Krampnitz sind 2019 kartiert worden, aber es fehlt noch eine detaillierte Erfassung der Vegetation, der Niststätten und der Fledermausquartiere. Der BUND schlägt deshalb vor, ein Baumkataster zu erstellen.

Wenn auf dem Gelände gebaut wird, müssen Ausgleichsmaßnahmen durchgeführt werden. Diese sollten in der Nähe von Krampnitz erfolgen. Und sie müssen naturschutzfachlich korrekt durchgeführt werden. Noch bevor in die Natur eingegriffen wird, muss nachgewiesen werden, dass diese Maßnahmen zum Naturschutz beitragen.

Das Bauvorhaben liegt in einem naturschutzfachlich sehr sensiblen Bereich. Es grenzt unmittelbar an die "Döberitzer Heide", die als Naturschutz-, FFH- und Vogelschutzgebiet ausgewiesen ist. Außerdem befinden sich in der Nähe das Naturschutzgebiet "Sacrower See Königswald" und andere geschützte Biotope. Insbesondere ist zu prüfen, ob Feuchtgebiete in der Nähe durch das Bauvorhaben gefährdet werden - zum Beispiel durch negative Einflüsse auf den Wasserhaushalt von Seen und Bächen oder des Grundwassers.

 

Plan der neuen Straßenbahnverbindung zwischen Potsdam und dem neuen Stadtteil Krampnitz Geplante Tramtrasse in Potsdam Krampnitz. Die Brücke zwischen Neu Fahrland und Nedlitz ist ein Nadelöhr für die Verkehrsführung.  (Entwicklungsträger Potsdam)

Verkehrsbelastungen verhindern

Es ist absehbar, dass durch den neuen Stadtteil in Krampnitz ein deutlich höheres Verkehrsaufkommen entstehen wird. Dabei ist Krampnitz aufgrund seiner Lage an drei Seen nur mit großen Schwierigkeiten an den öffentlichen Nahverkehr der Stadt Potsdam anzuschließen: Die Brücke zwischen Neu Fahrland und Nedlitz ist nicht breit genug für Autospuren plus Tramtrasse. Aber nur, wenn ein öffentliches Verkehrsangebot besteht, werden die Bewohner:innen weniger Auto fahren. Weitere Bauvorhaben für das Gelände darf es erst geben, wenn gesichert ist, dass der zusätzliche Verkehr über den Umweltverbund (ÖPNV, Fahrrad und Fußverkehr) erfolgen kann.

Energieversorgung nicht klimaneutral

Eigentlich haben sich die Stadtverordneten Potsdams dafür ausgesprochen, dass Krampnitz ein klimaneutraler Stadtteil werden soll. Das vorgelegte Energiekonzept der Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) erfüllt diese Anforderungen nicht, denn die Wärmeversorgung soll mit drei erdgasbetriebenen Blockheizkraftwerken erfolgen. Das kritisiert auch der Klimarat der Stadt Potsdam. Gegen die Genehmigung der Blockheizkraftwerke hat der BUND im Mai 2021 Widerspruch eingelegt.

Ansprechpartner

Axel Kruschat


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