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"Nachhaltigkeits-Indikatoren für Brandenburg": Kohleemissionen nicht unter den Tisch kehren

20. Juli 2017 | Kohle, Nachhaltigkeit, Naturschutz

Braunkohlekraftwerk Jänschwalde in der Lausitz, Foto: Michaela Kruse/BUND Brandenburg  (Michaela Kruse/BUND Brandenburg)

Am heutigen Donnerstag fand auf Einladung des brandenburgischen Umweltministeriums (MLUL) ein Fachgespräch zum Ende Juni vorgestellten Berichts des Amts für Statistik Berlin-Brandenburg über mögliche Nachhaltigkeitsindikatoren für Brandenburg statt. Der BUND Brandenburg kritisiert an dem Entwurf vor allem die fehlende ausführliche Darstellung der Emissionen aus der Braunkohle - immerhin mit Abstand der größte CO2-Verursacher im Land.

In dem vorliegenden Bericht, welcher sich als Entwurf versteht und auf Grundlage des heutigen Fachgespräches noch überarbeitet werden soll, werden verschiedene Indikatoren vorgeschlagen, welche zur Beurteilung der Fortschritte im Bereich Nachhaltigkeit herangezogen werden können. Damit soll sowohl die Umsetzung der 2014 beschlossenen "Nachhaltigkeitsstrategie für das Land Brandenburg" überwacht, als auch Bezug auf die seit 2015 von den UN beschlossenen 17 Ziele zur nachhaltigen Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) genommen werden.

Im Handlungsschwerpunkt 4 "Brandenburg als Modellregion für Energiewende und Klimaanpassung" wird auf verschiedene Aspekte der Energieerzeugung eingegangen. So werden zum Beispiel die Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen insgesamt (CO2, Methan und N2O) und die CO2-Emissionen des Verkehrs dargestellt. Erstere sind seit 2003 bis 2013 nur um 2,5 Prozent gesunken - trotz massivem Ausbau der Erneuerbaren Energien (Anteil am Stromverbrauch 2003 15,1 Prozent und 2013 62,2 Prozent). "Dies liegt ohne Zweifel an der uneingeschränkten Kohleverstromung in Brandenburg. Die Emissionen aus den Braunkohlekraftwerken sind für fast zwei Drittel - 64 Prozent - der CO2-Emissionen des Landes verantwortlich. Dass das Wort 'Braunkohle' in dem gesamten Bericht nicht ein einziges Mal auftaucht, ist lächerlich. Es braucht dringend einen Indikator für den Grad der Dekarbonisierung, das heißt den verbliebenen Anteil der fossilen Brennstoffe", meint Franziska Sperfeld, stellvertretende Vorsitzende des BUND Brandenburg.

Anhand der anderen Indikatoren kann man erkennen wie ernst die Lage in Brandenburg bezüglich der Nachhaltigkeit ist. So hat beispielsweise seit 2008 zu ein starker Rückgang bei den Vögeln stattgefunden. Der Anteil der Nitratbelastung im Grundwasser hat seit 2008 lediglich zwei Prozent abgenommen - immer noch sind über 18 Prozent der Messstellen mit mehr als 25 mg/l Nitrat belastet und gelten damit als durch diffuse Stoffeinträge potenziell gefährdet. Ursache dieser Trends ist wahrscheinlich die Intensivierung der Landwirtschaft - besonders die fehlgeleitete Biomassepolitik. Dazu liefert der Bericht jedoch keine Daten. "Indikatoren zu der Entwicklung des Biomasseanbaus, der Entwicklung der Massentierhaltung oder der Menge der in der Landwirtschaft eingesetzten Pestizide würden Rückschlüsse auf die Ursachen der abgebildeten besorgniserregenden Entwicklungen erlauben", so Sperfeld.

 

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