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Schlagopfer an Windkraftanlagen und Glasfassaden

Jedes Jahr sterben Vögel und Fledermäuse durch die Kollision an menschlichen Bauwerken, im Zugverkehr oder im Straßenverkehr. Auf dieser Seite wollten wir Ihnen die Problematik des Vogel- und Fledermausschlags an Windkraftanlagen und Glasfassaden kurz vorstellen und zeigen, was Sie selbst tun können, um Schlagopfer zu verhindern.

Windkraftanlagen: Kollision und Barotrauma

12.270 Windkraftanlagen standen Ende Dezember 2016 in Deutschland. 3630 oder 13 Prozent davon befanden sich im Land Brandenburg. Leider haben sich Windkraftanlagen in den letzten Jahren als potenzielle Falle für Vögel und Fledermäuse herausgestellt. Beide Gruppen können dabei durch direkte Kollisionen oder durch das sogenannte Barotrauma von Windkraftanlagen verletzt oder getötet werden. Das Barotrauma beschreibt die Verletzung der inneren Organe durch schnelle Wechsel des Luftdrucks. Diese starken Luftdruckunterschiede können vor oder hinter den Rotoren von Windkraftanlagen auftreten. Selbst wenn die Tiere bei einer Begegnung mit einer Anlage nur leicht verletzt werden, sind die geschwächten Tiere für Fressfeinde eine leichtere Beute.

Windkraftanlagen: Studienlage

Da Windkraftanlagen Teil der Energiewende sind, stehen ihre negativen Auswirkungen auf die Umwelt natürlich besonders im Fokus. So sollten ihre Auswirkungen auf Tier- und Pflanzenarten möglichst gering sein, um intakte Ökosysteme zu erhalten und nicht ein gegen ein anderes Problem auszutauschen.

Trotz der Kenntnis, dass Vögel und Fledermäuse durch Windkraftanlagen umkommen, ist das Monitoring von Schlagopfern bis heute nicht zufriedenstellend und die Frage, wie viele Tiere welcher Art jedes Jahr an Anlagen umkommen, immer noch nicht beantwortet. Dadurch ist auch die Frage inwiefern sich die Schlagopferzahlen auf die Populationsentwicklung von Arten auswirkt, ebenfalls nicht endgültig geklärt.

Windkraftanlagen: Reduzierung von Schlagopfern

Dass es möglich ist, Schlagopferzahlen bei bestehenden Windkraftanlagen zu reduzieren, konnten für Fledermäuse bereits Christian Voigt und seine Mitarbeiter zeigen (zum englischen Artikel: Wildlife and renewable energy: German politics cross migratory bats). So fliegen Fledermäuse eher bei niedrigen Windgeschwindigkeiten. Lässt man die Anlagen also erst bei moderaten Windgeschwindigkeiten starten, so können Fledermausschläge stark reduziert werden. Da durch Deutschland eine der Hauptwanderrouten vieler Fledermausarten führt, sind wir gefragt, die Verluste so gering wie möglich zu halten. 

Bei Windkraftanlagen, deren Sockel in einem grünlichen-grauen Farbton gehalten ist, konnte die Kollision durch Vögel im Sockelbereich komplett verhindert werden. Auch die Möglichkeit der Gittermastbauweise kann den Mastanflug deutlich reduzieren. Möglichkeiten, um die Kollision mit den Rotoren zu reduzieren oder zu verhindern, fehlen aber bislang.

Windkraftanlagen: Monitoring

Um die oben genannten Fragen zu beantworten und die Schlagopfer weiter zu vermindern, muss endlich ein systematisches und flächendeckendes Monitoring eingerichtet werden. So können auch Daten gewonnen werden, die in Zukunft für bessere Schutzmaßnahmen herangezogen werden können.

Weitere Informationen über das Thema Windkraft und Schlagopfer finden Sie auf der Seite der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg.  

Fachliche Fragen?

Axel Kruschat

Geschäftsführer BUND Brandenburg
E-Mail schreiben Tel.: 0331-703997 11

 

 

Gemeinsame Position von NABU und BUND Brandenburg zur Windkraft

Glasfassaden

Glasfassaden sind für Vögel ein großes Problem. Je nach Quelle werden Glasfassaden als die Hauptursache für den Tod von Vögeln an Bauwerken gesehen. Fledermäuse sind hier wahrscheinlich aufgrund ihrer Echoortung bis jetzt nicht als Schlagopfer in Erscheinung getreten. Anders als bei Windkraftanlagen sind hier Ursache und Wirkung deutlich besser erforscht und Lösungsansätze ebenso bekannt.

Glasfassaden: Die Problematik

Kollidieren Vögel bei hoher Geschwindigkeit mit einer Glasfläche, sind meist Verletzunge wie Schädel-Hirn-Traumata, innere Verletzungen, Augenverletzungen oder der Tod die Folge. Analog zu den Windkraftanlagen gilt auch hier, dass verletzte Tiere durch Fressfeinde leichter gefangen werden können, als gesunde Tiere. 

Die Vögel haben bei Glasfassaden zwei Hauptprobleme, entweder sie sehen das Glas nicht (Durchsicht, Transparenz) oder sie erkennen die sich spiegelnde Landschaft im Glas (Spiegelung, Reflexion). Oftmals wirken beide Effekte zusammen.

Glasfassaden: Lösungen

Welche Maßnahmen den Vogelschlag an Glasfassaden reduziert, hat die Senatsverwaltung Berlin und die Schweizer Vogelwarte 2012 näher untersucht. So sind beispielsweise Streifenmuster in bestimmten Abständen sehr wirkungsvoll oder Milchglas. Weitere Informationen finden Sie in der Studie, die Sie hier abrufen können: Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Licht

An der Stelle sollte man erwähnen, dass UV-Stifte oder Greifvogelsilhouetten keinerlei Nutzen haben!

Um in Zukunft Vogelschlag an Glasfassaden zu vermeiden, sollten Richtlinien für die Gestaltung von Glasfassaden erarbeitet werden, die den Vogelschlag minimieren. Auch müssen bei bestehenden Häusern die Schlagopferzahlen erfasst werden, sodass die Forderung gestellt werden kann, nachzurüsten. Ganz im Sinne von "Vorbeugen ist besser als heilen", sollte jedoch bereits bei der Planung von Gebäuden auf vogelverträgliche Fassaden geachtet werden. 

Broschüre "Vogelschlag an Glas"

Netzwerk Schlagopfererfassung

Der BUND Brandenburg begleitet Ehrenamtliche, die in ihrer Umgebung möglichst regelmäßig Windkraftanlagen ablaufen und Glasfassaden bei (öffentlichen) Gebäuden auf Vogelschlag untersuchen.

Im Falle der Windkraft können die gewonnenen Daten dazu verwendet werden, bessere Aussagen zu den Einwirkungen der Anlagen auf verschiedene Vogelarten zu treffen und in Zukunft die Empfehlungen für Windeignungsgebiete  zu verbessern.

Die Daten der Glasfassadenerfassung können dazu dienen, bei bestehenden Häusern Nachrüstungen zu erwirken, um die Anzahl der Schlagopfer zu reduzieren und Empfehlungen auszuarbeiten, um neue Gebäude vogelfreundlicher zu konzipieren.

Um den ehrenamtlichen Helfern das fachliche Know-How beibringen zu können, arbeiten wir eng mit Tobias Dürr von der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg und mit Klemens Steiof aus der Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz zusammen.  

Checklisten für das Schlagopfermonitoring

Erste Ergebnisse (2017 bis 2018)

Seit das Monitoring-Projekt 2017 vom BUND Brandenburg ins Leben gerufen wurde, besucht eine Ehrenamtliche regelmäßig das aus zehn Windkraftanlagen bestehende Windfeld Rietz bei Treuenbrietzen. Dort entdeckte sie bisher acht Schlagopfer, unter anderem einen Seeadler, einen Turmfalken, zwei Fledermäuse und einen Rotmilan. Zudem konnten defekte Anlagen ausgemacht werden, die Schmieröl und Schmierfett verloren haben.

Bei Nichel, direkt an den Windpark Rietz anliegend, wurden 2018 weitere Windkraftanlagen in Planung gegeben. Aufgrund der bisherigen Ergebnisse hat der BUND Brandenburg Widerspruch gegen diese Anlagen eingelegt, zumal sie auch der Windkraftposition des Verbandes widersprechen.

Zwei weiterere Monitorer sind im Windpark Groß Pinnow unterwegs, in dem es bisher keine Funde gab.

Zwei Windfelder, zwei stark unterschiedliche Ergebnisse. Um mehr über die Schlagopferproblematik herauszufinden, brauchen wir daher Sie!

Ihr Interesse ist geweckt? Dann melden Sie sich beim BUND Brandenburg und werden Teil unseres Monitoring-Teams. Wir freuen uns auf Sie!

Weitere Gefahrenquellen

Insbesondere Windkraftanlagen sind in den letzten Jahren verstärkt in den öffentlichen Fokus der Debatte um Schlagopfer gerückt. Jedoch finden Vögel und Fledermäuse in unserer vom Menschen stark geprägten Landschaft viele weitere Todesfallen, die nicht minder viele Vögel und Fledermäuse das Leben kosten.

Eisenbahnzüge

Das Eisenbahn-Bundesamt widmet sich beispielsweise in "Hinweise zur ökologischen Wirkungsprognose in UVP, LBP und FFH-Verträglichkeitsprüfungen bei Aus- und Neubaumaßnahmen von Eisenbahnen des Bundes" der Problematik der Schlagopfer an Zügen. Zusammenfassend lassen sich vier Punkte aus dieser Veröffentlichung ableiten:

1.) Bussard, Schleiereule, Steinkauz und Seeadler sind die am häufigsten betroffenen Arten an Bahntrassen

2.) zwischen 0.29 und 61 Vögel kollidieren pro Streckenkilometer und Jahr!  (Deutschland hat ungefähr eine Schienennetzlänge von ca. 40.000 km, was 11600 bis 2.440.000 tote Vögel bedeuten würde)

3.) Je schneller die Züge fahren, desto höher ist das Kollisionsrisiko

4.) pro Streckenkilometer kommen mehr Vögel im Zug- als im Straßenverkehr um

Straßenverkehr

Studien in Deutschland zu Schlagopfern im Straßenverkehr sind sehr selten. In der Überblicksstudie von Erritzoe et al. (Bird casualties on European roads - a review) werden für Deutschland ca. 10 Millionen Vogelschlagopfer angegeben.

Hochspannungsleitungen

Eine vom Naturschutzbund beauftragte Studie schätzt, dass jedes Jahr 1.5 bis 2.8 Millionen Vögel an Hochspannungsleitungen umkommen.

Weitere Ursachen

Neben Bauwerken, Verkehr und Hochspannungsleitungen gibt es auch noch weitere Gründe, warum es Vögel und Fledermäuse es in unserer Landschaft schwer haben. So sind der Rückgang der Insekten (siehe Agrar-Report 2017), Vogelfang und Vogeljagd und der Klimawandel weitere Faktoren, die die Sterblichkeit bei den Tieren erhöht.

Das Problem der Schlagopfer ist also nicht nur eines der Windkraftanlagen oder der Glasfassaden, sondern eines, welches schon lange in der Forschung bekannt  und mehr oder minder gut erfoscht ist. Nehmen die Gefahrenquellen für Vogel und co. zu und gleichzeitig die Lebensraumqualität ab, sodass die Tiere eine höhrere Sterberate als Reproduktionsrate haben, stagnieren oder schwinden die Bestände einzelner Arten. Das Thema ganzumfänglich zu betrachten, sollte daher Ziel des öffentlichen Diskurs sein.

 

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