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Oder: Naturnahes Hochwasserkonzept statt teure Staustufen

31. Mai 2017 | Oderausbau, Flüsse & Gewässer

Anlässlich des heutigen Vortrags des brandenburgischen Umweltministers Jörg Vogelsänger zum Ausbau von Oder und Neiße im Rahmen der 10. Deutsch-Polnischen Medientage in Grünberg (Zielona Góra) weist der BUND Brandenburg auf die...

Oder; Foto: BUND Brandenburg  (BUND Brandenburg)

Anlässlich des heutigen Vortrags des brandenburgischen Umweltministers Jörg Vogelsänger zum Ausbau von Oder und Neiße im Rahmen der 10. Deutsch-Polnischen Medientage in Grünberg (Zielona Góra) weist der BUND Brandenburg auf die viel zu gering geschätzten Ausbaukosten für die Oder hin. Die geplanten Staustufen stünden zudem einem effektivem Hochwasserschutz entgegen und wären ein ökologisches Desaster.

In dem Workshop „Neue Entwicklungs- und Bebauungspläne für die Grenzflüsse - Die Oder und die Neiße“ wird der Umweltminister des Landes Brandenburg Jörg Vogelsänger heute einen Impulsvortrag halten. Weitere Teilnehmer sind Jan Pyś vom Amt für Binnenschifffahrt in Breslau (Wrocław) und Zbigniew Antonowicz von der Interessenvertretung zur Förderung der Oder als Wasserstraße „Odrą w Świat”. In dem Workshop soll die Anpassung der Oder von den bisherigen Wasserstraßenklassen II und III auf die Wasserstraßenklasse IV mit einem geschätzten Finanzbedarf von 22 bis 24 Millionen Złoty (5,3 bis 5,8 Millionen Euro) (bitte Korrekturhinweis unten beachten!) und der Hochwasserschutz diskutiert werden.

Der BUND Brandenburg weist darauf hin, dass die Oderschifffahrt in den 1970er Jahren wieder den Stand von 1939 erreichte, aber nach dem Höchstwert 1980 von knapp 15 Millionen Tonnen wieder stark im Umschlag sank. Im Bundesverkehrswegeplan 2030 liegt die Bundeswasserstraße Oder unterhalb der Schwelle von 0,6 Millionen Tonnen zur Einordnung in das Kernnetz. "Die Oder hat nur eine sehr geringe Bedeutung für den Gütertransport. Solche Nebenwasserstraßen sind besonders prädestiniert für das Bundesprogramm 'Blaues Band' zur Renaturierung der Wasserstraßen. Ein Ausbau geht hier in die völlig falsche Richtung", erklärt Sascha Maier, Mitglied im Vorstand des BUND Brandenburg.

Auch der geschätzte Finanzbedarf von rund 5,5 Millionen Euro (bitte Korrekturhinweis unten beachten!) für den Ausbau zur Wasserstraßenklasse IV ist viel zu gering veranschlagt. Zur Verbesserung der Schiffbarkeit wurde in den 1990ern die polnische Staustufe Malczyce für 2009 mit 90 Millionen geplant, ist jedoch immer noch nicht eröffnet. Die Regionale Wasserwirtschaftsverwaltung in Stettin (RZGW w SZCZECINIE) würde für die Oder inklusive Grenzoder ca. 22 neue Staustufen unterhalb Malczyce vorsehen, um die Wasserstraßenklasse IV zu erreichen.[1] Das polnische „Odra-Vistula Flood Management Project“ bei der Weltbank sieht für die Komponente zum Ausbau der mittleren und unteren Oder auf Wasserstraßenklasse III ohne Staustufen Kosten von 200 Millionen Euro vor.

"Der Bau von weiteren Staustufen wäre nicht nur ein ökologisches Desaster. Er birgt auch enorme Herausforderungen beim Einsatz von Eisbrechern, wie sich in Geesthacht an der Elbe beobachten lässt. Für die Reduzierung der Gefahr von Eishochwassern sind die Staustufen kontraproduktiv. Es ist ein der naturnahen Oder angepasstes übergreifendes Hochwasserschutzkonzept notwendig", so Maier weiter. Für die Förderung des grenzüberschreitenden Transports hält der BUND Brandenburg den Ausbau der elektrifizierten Bahnverbindungen für zwingend geboten.Meldungen

  [1] vgl. Folie 22 in: RZGW w SZCZECINIE „Zakres zadań inwestycyjnych i szacunkowe koszty ich realizacji na Odrzańskiej Drodze Wodnej oraz połączeniu wodnym Koźle-Ostrawa i Kanale Śląskim“, 9. Februar 2016 (online: www.mgm.gov.pl/images/aktualnosci/Odrzanska_Droga_Wodna_polaczenie_Kozle-Ostrawa_i_Kanal_Slaski.pdf).


* Bitte beachten Sie folgende Korrektur:

Im deutschen Programm der 10. Deutsch-Polnischen Medientage heißt es: "Die Kosten für die Anpassung des Oder-Wasserweges an die Schiffbarkeitsklasse IV (die für die Durchführung von Schifffahrt gefordert wird) sind hoch, aus heutigen Schätzungen geht hervor, dass dafür 22 bis 24 Millionen PLN benötigt werden." Dies ist ein Übersetzungsfehler, denn im polnischen Text ist von 22 bis 24 Milliarden PLN die Rede ("Koszty przystosowania Odrzańskiej Drogi Wodnej do IV klasy żeglowności (wymaganej do prowadzenie żeglugi) są spore, z dzisiejszych szacunków wynika że potrzeba na to od 22 do 24 miliardów złotych."). Umgerechnet sind dies 5,3 bis 5,8 Millarden Euro. "Unabhängig aller umweltrechtlichen Fragen ist diese erheblich größere Summe auf der verkehrsarmen Oder deutlich besser in ein naturnahes Hochwasserkonzept statt in teure Staustufen investiert", sagt Sascha Maier, Mitglied im Vorstand des BUND Brandenburg.  

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