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Der Wolf ist nicht Schuld!

31. März 2017 | Wolf, Naturschutz

Die Diskussion über den Wolf wird durch Landnutzerverbände derzeit massiv emotional angeheizt. Das Ausmaß und die Art und Weise der Berichterstattung über Wolfsrisse stehen in keinem Verhältnis zu den tatsächlich eingetretenen...

Die Diskussion über den Wolf wird durch Landnutzerverbände derzeit massiv emotional angeheizt. Das Ausmaß und die Art und Weise der Berichterstattung über Wolfsrisse stehen in keinem Verhältnis zu den tatsächlich eingetretenen Schäden.

Der NABU fordert massiv die Rückkehr zu sachlichen und konstruktiven Gesprächen auf Augenhöhe. Nur so kann der Managementplan zum Wolf auch sinnvoll und zielführend weiterentwickelt werden. Dafür setzen NABU, BUND, Naturfreunde und Grüne Liga heute um 11 Uhr mit einer Kundgebung vom Landtag ein Zeichen.

Es kann nicht sein, dass der Wolf zum Sündenbock für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Weidetierhaltung gemacht wird. Qualitativ hochwertige Fleischproduktion muss auch entsprechend honoriert und gefördert werden. Sie darf nicht in der Konkurrenz zu industrieller Fleischproduktion mit Megastellen untergehen, zumal wir die Weidetierhaltung auch als wichtige Landschaftspfleger dringend nötig haben.

Viel wichtiger als die Frage, ob Weidetierhaltung mit dem Wolf geht, müsste doch die Frage sein, ob Weidetierhaltung mit dem Menschen geht! Da werden jährlich ca. 300 Kälber von Brandenburgs Weiden gestohlen und ca. 11.000 Kälber werden in Brandenburg jährlich tot geboren oder sterben in den ersten sechs Lebensmonaten. Die 26 Kälber die im selben Zeitraum vom Wolf gerissen wurden sind tragisch, aber im Vergleich zu anderen Todesursachen doch eher gering. Um zu vermeiden, dass die gesamte Landschaft mit Wolfssicheren Zäunen verstellt wird, könnte man Abkalbezeiten anpassen und die Tiere zu dieser Zeit, in der sie ohnehin unter stärkerer Beobachtung stehen sollten, besser schützen.

Der Wolf ist ein Opportunist und zeigt uns deutlich, wo unsere Schwächen liegen und stellt uns vor neue Herausforderungen. Diesen sollten wir eindeutig mit Besseren Maßnahmen begegnen, als mit dem Abschuss dieser Mitgeschöpfe.

Ganz Brandenburg ist seit dem Beschluss des Wolfsmanagementplanes 2012 vollständig als Wolfserwartungsland eingestuft. Dennoch sind große Teile der Weiden noch immer nicht entsprechend der empfohlenen Standards geschützt. Dabei ist jeder Halter schon allein auf der Grundlage der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) für das Wohlergehen seiner Nutztiere verantwortlich. Eine Verstätigung der Ansprechpartner und Förderrichtlinien zum Schutz vor Wölfen würde die Akzeptanz entscheidend steigern.

NABU, BUND, Grüne Liga und NaturFreunde fordern daher in einem gemeinsamen Schreiben Minister Jörg Vogelsänger auf, für eine Versachlichung der Diskussion einzutreten. Nur so kann gemeinsam mit Landwirten, Jägern, Wissenschaftlern und Naturschützern eine Lösung für die Herausforderungen von Weidetierhaltern erarbeitet werden. Auf diese Weise konnte 2012 der Managementplan zum Wolf beschlossen werden, der viele gute und heute noch aktuelle Forderungen enthält, die es nun endlich umzusetzen gilt.

Zudem muss dringend die Agrarförderung insbesondere für Weidetierhalter überdacht werden, so dass in diesem Bereich bessere Arbeits- und Haltungsbedingungen, mehr Arbeitsplätzen und Landschaftspflege möglich sind. Während in den letzten 10 Jahren 679 Schafe durch Wölfe gerissen wurden, verschwanden im gleichen Zeitraum aufgrund der Umstellung von „Mutterschaf“ auf „Flächenprämie“ ca. 70.000 Schafe aus der Landschaft. Derzeit findet eine pauschale Verteilung jährlich 330 Millionen Euro Flächenprämie statt ungeachtet der ökologischen Leistungen der Landwirte.

Im gleichen Zeitraum wurden 45.000€ für Ausgleichs- und 211.000€ für Präventionsmaßnahmen im Rahmen des Artenschutzes für den Wolf ausgezahlt.

Wir fordern das Ministerium für ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft auf, eine nachhaltige praktikable Unterstützung von Weidetierhaltern zu entwickeln, die ihrem großen Einsatz für öffentliche Leistungen wie Landschaftspflege, Natur- und Artenschutz, sowie der Produktion hochwertiger Lebensmittel gerecht wird. 

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