Die Berichte zu gefährdeten Seen aus dem ganzen Land zeigen deutlich die fatalen Folgen des menschengemachten Klimawandels sowie die verfehlte Landnutzung im jeweiligen Einzugsbereich der Seen. Am Ort der Übergabe des Reports, in der Heimvolkshochschule am ebenfalls stark gefährdeten Seddiner See, können die Auswirkungen unmittelbar in Augenschein genommen werden.
Der BUND Brandenburg hat einen Seenreport über den Zustand von 17 repräsentativen Seen verfasst. Im Report wurde deutlich, dass die Landnutzung in der Umgebung und der prekäre Landschaftswasserhaushalt den Seen zusetzen. Gleichzeitig erhöhen Temperaturen und Wind die Wasserverdunstung auf den offenen Seenflächen erheblich. Durch den Klimawandel steht zudem auch zunehmend weniger Niederschlagswasser für die Neubildung von Grundwasser zur Verfügung. Alleine seit der Jahrtausendwende sind die Grundwasserspiegel in vielen Regionen Brandenburgs um bis zu 2 m gesunken. Die meisten Seen in Brandenburg sind aber von einem ausreichend hohen Grundwasserspiegel abhängig.
„Schreitet die Klimaentwicklung so weiter ungebremst fort und gelingt es uns nicht, die Landnutzung und damit den Wasserverbrauch der Klimaentwicklung anzupassen, werden viele Seen in Brandenburg austrocknen oder bestenfalls nur noch als Gewässerreste sichtbar sein“ so Carsten Preuß, der Landesvorsitzende des BUND Brandenburg.
Politik und Verwaltung sind darum dringend aufgerufen, sich für eine nachhaltige Landnutzung einzusetzen. Das beinhaltet zum einen, jegliche Niederschläge in der Landschaft zu halten und vor Ort - auch in Städten und Dörfern - unter Berücksichtigung des Hochwasserschutzes zu versickern. Aber auch der konsequente Waldumbau und eine Wiedervernässung von Mooren sind dafür ebenfalls probate Instrumente. Die Zuführung von Fremdwasser aus anderen Gewässern oder aus dem Grundwasser in gefährdete Seen ist keine nachhaltige Lösung, weil dann an anderer Stelle Wasserdefizite entstehen.
Die Landnutzung muss sich an die veränderten Bedingungen anpassen. Die Landwirtschaft muss verstärkt wassersparende Feldfrüchte anbauen und Bewirtschaftungskonzepte umstellen. Ziel muss auch der Humusaufbau sein. Ein humusreicher Boden speichert deutlich mehr Wasser. Kommunen sind vor dem Ausweis neuer Industrie-, Gewerbe-, Siedlungs- und Freizeitflächen gefordert, die dafür erforderliche nachhaltige Verfügbarkeit von Wasser zu sicherzustellen und dieses Problem nicht einfach an die zuständigen Zweckverbände und Wasserbetriebe zu delegieren. Im produzierenden Gewerbe müssen Konzepte für weitestgehend geschlossene Prozesswasserkreisläufe entwickelt und umgesetzt werden, um die wertvollen Trinkwasservorräte zu schonen. Aber auch für eine Wiederverwendung des sogenannten Klarwassers der Klärwerke muss unter Beachtung der Anforderungen des Gewässer- und Bodenschutzes nachgedacht werden, statt dieses Wasser ungenutzt über Kanäle und Flüsse ins Meer zu leiten. Eine weitere Versiegelung der Landschaft – der sogenannte Flächenfraß – muss gestoppt werden. Für jedes Hektar Neuversiegelung muss an anderer Stelle ein Hektar entsiegelt werden. Zudem benötigen die Wasser- und Bodenverbände dringend eine an die aktuelle Klimasituation angepasste gesetzliche Neuregelung ihrer Aufgaben.
Die Aufgaben für den neuen Landtag und die Verwaltungen sind mehr als herausfordernd und müssen unbedingt angepackt werden, um für uns und auch die zukünftigen Generationen deren Lebensgrundlagen zu sichern. Der BUND Brandenburg ist bereit, sich hier konstruktiv in die Problemlösungen einzubringen.
„Neben den klimatischen Auswirkungen auf die Wasserspiegel gefährdeter Seen werden gerade am Seddiner See Defizite und Fehler der Landnutzung in der Vergangenheit deutlich sichtbar“ berichtet Richard Jacob, Mitglied im BUND-Arbeitskreis Wasser und auch Anwohner des Sees.
Der See erhält seit nahezu 15.000 Jahren sein Wasser aus den im Norden und Westen gelegenen Hochflächen und Grundwasserkörpern. Aber gerade hier fördern auch fünf im Einzugsbereich des Sees liegende Wasserwerke ihr Trinkwasser, deren Bedarf sich seit den 90er Jahren durch stetig steigende Einwohnerzahlen und Gewerbeansiedlungen nahezu verdoppelt hat. Nach Süden fließt immer mehr Wasser ab, das zunehmend für landwirtschaftliche Nutzungen in der Nieplitz-Niederung benötigt wird und am Ostufer des Sees nagt ein Wasserwerk in der Nuthe-Nieplitz-Niederung mit seinem Einzugsbereich an den Wasservorräten. Die vielen Haus- und Gartenbrunnen und andere gewerbliche Wasserentnahmen bewirken zusätzlich, dass die Wasserbilanz der Region seit vielen Jahren nicht mehr ausgeglichen ist. Seit 2013 hat der See seinen Normalwasserstand nicht mehr erreicht. Sein Pegel lag seitdem um bis zu 1,80 m darunter.
Am Seddiner See wurden die viel beschworen „Grenzen des Wachstums“ schon überschritten. Die Erweiterung von Siedlungen und die Ansiedlung von Gewerbe müssen sofort gestoppt werden, wenn die Versorgung mit Trinkwasser nicht aus anderen Regionen sichergestellt werden kann. Ansonsten werden vom Großen Seddiner See am Ende des Jahrhunderts nur noch kleine Restgewässer übrigbleiben. Die oft geforderte Auffüllung des Sees mit Fremdwasser dient aus den schon genannten Gründen nur kostspieliger und keineswegs nachhaltiger Landschaftskosmetik.
Der BUND Brandenburg hat im Seenreport Forderungen zusammengetragen, mit deren Umsetzung die Seen in Brandenburg erhalten bleiben können. „Wir appellieren an die Politik, insbesondere den neu zu wählenden Landtag und die Umweltverwaltungen, unverzüglich mit nachhaltigen Maßnahmen zur Klimawandelanpassung zu beginnen und nicht das letzte Zeitfenster für die Klimaanpassung und den Klimaschutz zu verpassen", so der BUND-Landesvorsitzende Carsten Preuß zum Schluss.