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BUND: Drei Blöcke in Jänschwalde können umgehend abgeschaltet werden.

13. Februar 2023 | BUND, Energiewende, Klimawandel, Kohle, Nachhaltigkeit

Am 1. Oktober 2022* wurden die Blöcke E und F im Kraftwerk Jänschwalde wieder in Betrieb genommen. Von der Landesregierung wurde dies mit der Sicherung der Energieversorgung begründet. Durch die Staatskanzlei wurde die Aussage verbreitet, dass durch die Wiederinbetriebnahme 4 Millionen Kubikmeter Erdgas pro Tag gespart werden könnten. Die Auslastungskurven lassen vermuten, dass diese Einsparungen nicht eingetreten sind, die Klimabilanz der Braunkohle aber deutlich verschlechtert wurde und erhöhte Kosten auf die Staatskasse zukommen.

Eine Auswertung der veröffentlichten Daten der Nettostromerzeugung der sechs Kraftwerksblöcke in Jänschwalde auf der Plattform Energy-Charts.info zeigt eine sinkende Auslastung dieses Kraftwerkes. Selbst die nur über eine immissionsrechtliche Ausnahme genehmigungsfähigen Blöcke E und F waren nicht die gesamte Zeit am Netz, obwohl ihre Wiederinbetriebnahme mit einem erhöhten Strombedarf begründet wurde. Darüber hinaus war der Block C in den Monaten von Oktober bis Dezember 2022 gar nicht am Netz. Die Gesamtauslastung des Kraftwerks Jänschwalde lag im selben Zeitraum lediglich an wenigen Tagen über 2.000 MW, obwohl es bei Vollauslastung eine Leistung von ca. 3.000 MW hätte. Diese wurde zu keinem Zeitpunkt erreicht.
Ein Vergleich der Auslastung von Oktober bis Dezember 2022 mit dem gleichen Zeitraum in 2021 zeigt eine deutliche Verringerung der Auslastung des Kraftwerkes in 2022 gegenüber 2021. Ein klares Indiz, dass der Absatz des Braunkohlestroms sinkt.
Um einen Beitrag zur Versorgungssicherheit beizusteuern, hätten die Kraftwerksblöcke in Jänschwalde nahe der Vollauslastung arbeiten müssen, das war aber zu keinem Zeitpunkt der Fall.
Neben der Verringerung der Auslastung in 2022 fallen die starken Auslastungsschwankungen auf. Die Mehrzahl der Blöcke ist nur in Teillast gefahren worden, was den ohnehin schon sehr schlechten Wirkungsgrad weiter verschlechtert und zu mehr Ausstoß von Klimagasen pro Kilowattstunde führt. Die Klimabilanz wurde deshalb trotz der geringeren Auslastung verschlechtert.
Die Aufwendungen der Kraftwerksbetreiber für die Wiederinbetriebnahme sollen mit 450 Millionen Euro vergütet werden, obwohl die Blöcke E und F eigentlich in der Sicherheitsreserve gehalten werden sollten, um bei Versorgungsengpässen eingesetzt werden zu können. Für die Bereitschaft der Sicherheitsreserve erhält LEAG einen nicht öffentlich bekannten Betrag pro Jahr. Für den Kohleausstieg wurden schon 1,6 Mrd. Euro in Aussicht gestellt. „Es gibt jetzt also dreimal Geld: Fürs Abschalten, fürs Bereithalten und fürs Anschalten. Nebenbei wird noch Strom verkauft,“ so Axel Kruschat, Geschäftsführer des BUND Brandenburg. Der BUND Brandenburg sieht eine solche Zahlung an die LEAG als nicht gerechtfertigt an und fordert die Landesregierung auf, sich dafür einzusetzen, dass kein Geld an die LEAG fließt.
Insgesamt zeigt die Auswertung der Auslastung, dass schon jetzt nur drei Blöcke in Jänschwalde tatsächlich ausgelastet wären. Die anderen drei Blöcke sind verzichtbar. „Die Wiederinbetriebnahme der Blöcke E und F war überflüssig und kann jetzt schon und nicht erst zum 30. Juni 2023 beendet werden. Außerdem kann ein zusätzlicher Block abgeschaltet werden,“ so Kruschat. Diese vorgezogene Abschaltung könnte das Klimagasbudget erheblich entlasten, denn die nächsten Stilllegungen wären in Jänschwalde erst 2028 vorgesehen. Ein Block in Jänschwalde setzt bei Volllast ca. 4,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr frei. Das ist fast so viel wie der gesamte Verkehrssektor im Jahr in Brandenburg freisetzt (ca. 5,2 Millionen Tonnen).
Darüber hinaus wird die Gesundheit der Anwohnenden des Kraftwerkes durch die Emissionen der Kohleverstromung belastet. Die Wiederinbetriebnahme der Blöcke E und F war nur im Rahmen einer immissionschutzrechtlichen Ausnahme möglich, weil die Grenzwerte für die Quecksilber- und Stickoxidbelastung überschritten wurden. Außerdem wird in den Blöcken E und F keine ausreichende Entschwefelung erreicht. „Mit der Außerbetriebnahme von drei Blöcken in Kraftwerk Jänschwalde kann insbesondere bei der Quecksilberbelastung der Region eine deutliche Entlastung geschaffen werden,“ sagte Kruschat weiter. Laut einer Studie von Greenpeace würden durch das Kohlekraftwerk Jänschwalde bei Volllast statistisch ca. 373 Todesfälle pro Jahr verursacht. Außerdem gehen 3.986 Lebensjahre verloren**.

Anlage: Hintergrundpapier

Für Rückfragen: Axel Kruschat Geschäftsführer, Tel. 0331 703 997 11, Funk: 0179 5911698
Mail: axel.kruschat(at)bund.net

* Zum 1. Oktober 2022 wurden die Genehmigungen erteilt, tatsächlich am Netz war der Block E am 6. Oktober und der Block F am 17. Oktober.

** Quelle: Tod aus dem Schlot, Greenpeace 2013

 

 

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