Artenvielfalt ist kein Luxus, sondern Grundlage unseres Lebens – Umweltverbände fordern Kurswechsel bei der Naturschutzpolitik

22. Mai 2025

Die Umwelt- und Naturschutzverbände beobachten mit großer Sorge, dass das Artensterben in der Brandenburger Kulturlandschaft voranschreitet. Gleichzeitig rüttelt die Landesregierung an wichtigen Natur- und Umweltschutzvorhaben im Land und wird ihrer Aufgabe, das Artensterben aufzuhalten, nicht gerecht. Zum Tag der Artenvielfalt fordern die Brandenburger Umweltverbände BUND Brandenburg und NABU Brandenburg sowie das Jugendforum Nachhaltigkeit deshalb von der Landesregierung einen Kurswechsel bei der Naturschutzpolitik, um der Dringlichkeit der stattfindenden Artenkrise gerecht wird.

Carsten Preuß, Landesvorsitzender des BUND Brandenburg sagt dazu: „Gesunde Ökosysteme reinigen Luft und Wasser, sichern unsere Nahrungsgrundlagen und stabilisieren das Klima. Ihr Verlust trifft uns alle – ökologisch, wirtschaftlich und gesundheitlich. So wird beispielsweise der Nutzen der Ökosystemdienstleistungen des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000 auf jährlich 223 bis 314 Mrd. Euro (1) geschätzt. Statt diese Fakten anzuerkennen, weicht das Umweltministerium systematisch die Naturschutzpolitik in Brandenburg zugunsten anderer Interessen auf. Das zeigt sich beim Gesetzesentwurf zum Bürokratieabbau im Umweltbereich, der heute im Landtag diskutiert wird. Aber auch in der öffentlichen Blockade der EU-Wiederherstellungsverordnung, durch die EU-weit wertvolle Ökosysteme und ihre Funktionen für den Menschen erhalten werden sollen. Auch die Aufweichung von Artenschutzrecht beim Wolf und anderen geschützten Arten kritisieren wir aufs schärfste, weil damit das eigentliche Problem – die Reduzierung von Rissen - keineswegs gelöst wird. Das Aufschieben von echten Lösungen wird die Herausforderungen und gesellschaftlichen Kosten in Zukunft nur noch weiter erhöhen.“

Björn Ellner, Landesvorsitzender des NABU Brandenburg: „Mit dem Gesetzentwurf zum Bürokratieabbau im Umweltbereich hat die Koalition aus SPD und BSW den nächsten Schritt in die falsche Richtung gemacht. Die beabsichtigte Aushöhlung von Schutzgebieten, die Beschneidung der Beteiligungsrechte von anerkannten Naturschutzvereinigungen und der Verzicht auf das Vorkaufsrecht zu Gunsten von Naturschutzvereinen und -stiftungen in Naturschutzgebieten und im Nationalpark Unteres Odertal führt zur weiteren Vernichtung von Lebensräumen von Tieren und Pflanzen sowie von Erholungsräumen für uns Menschen. Die bereits bestehenden Defizite im Erhalt der biologischen Vielfalt in Brandenburg werden weiter verstärkt. Internationale Verpflichtungen zum Erhalt der Natur als unsere Lebensgrundlage können so nicht eingehalten werden. Damit drohen empfindliche Sanktionen, die letztendlich aus Steuergeldern finanziert werden müssen. Statt Bürokratie abzubauen wird beispielsweise mit der Schaffung einer neuen Verordnung und zusätzlicher Prüfschritte in Genehmigungsverfahren Bürokratie geschaffen und mit der Beschneidung der Beteiligungsrechte von Naturschutzvereinigungen als Teil der Zivilgesellschaft Demokratie abgebaut."

Lisa Mann vom Jugendforum Nachhaltigkeit ergänzt:„Die Artenvielfalt hat einen großen Wert für uns. Statt das Artensterben aufzuhalten, adressiert das Umweltministerium die Treiber der Artenkrise keineswegs. Dazu zählen vor allem der Einsatz vonPestiziden und Düngemitteln in der Landwirtschaft und eine intensive Landnutzung, die Lebensräume zerstört und Böden und Gewässer belastet. Auch der neue Landeshaushalt wird den großen Herausforderungen durch die Arten- und Klimakrise nicht gerecht. Hier wird auf Kosten zukünftiger Generationen gehandelt, denn wenn das Artensterben weiter voranschreitet, zahlen junge Menschen und die zukünftigen Generationen den Preis dafür."

Hintergrund: Der 22. Mai ist der Internationale Tag der biologischen Vielfalt. Jedes Jahr wird mit diesem Tag daran erinnert, wie wertvoll und fragil die Artenvielfalt auf unserem Planeten ist. Der Aktionstag wurde im Jahr 2001 von der UNO eingeführt, die bereits am 22. Mai 1992 ein Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) verabschiedet hat. Die Weltgemeinschaft hat mit dem Übereinkommen beschlossen, die Vielfalt des Lebens auf der Erde zu schützen, zu erhalten und deren nachhaltige Nutzung so zu organisieren, dass möglichst viele Menschen heute und auch in Zukunft davon leben können.

Quellen:

(1) publications.zalf.de/publications/4cc12ccb-e97f-4314-8b19-51ae9fa8499e.pdf

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