Antiwildereibündnis gegründet – Wolf endlich vor illegaler Tötung schützen

10. Oktober 2024 | Naturschutz, Wolf, Biber, Elch und Co, Wolf

Die Naturschutzverbände Allianz Wolf Brandenburg, Initiative für die Natur, Freundeskreis freilebender Wölfe, Gesellschaft zum Schutz der Wölfe und BUND Brandenburg haben sich zu einem Bündnis gegen Wilderei in Brandenburg zusammengeschlossen. Die Wilderei insbesondere die illegale Tötung von streng geschützten Tieren wie dem Wolf stellt ein großes Problem dar, wird aber kaum geahndet bzw. ermittelt.

„Das Land Brandenburg ist trauriger Rekordhalter bei der Zahl der gewilderten Wölfe,“ so Carsten Preuß Landesvorsitzender des BUND Brandenburg. Laut Landesamt für Umwelt hat Brandenburg einen Anteil von 12 % der illegal geschossenen Wölfe, bei den brandenburgischen Totfunden zu verzeichnen. Im Deutschlandvergleich fanden 38% der illegalen Tötungen in Brandenburg statt. „Seit 1991 sind 34 Wölfe trotz des strengen Artenschutzes illegal erschossen worden und das weitgehend straffrei“, so Preuß weiter. Die Dunkelziffer gesetzloser Wolfstötungen wird weit höher geschätzt.

„Unsere Recherchen zeigen, dass die Ermittlungen meist erfolglos eingestellt werden“, so Christiane Müller-Schmolt von der Allianz Wolf Brandenburg. „Andere Bundesländer sind da schon deutlich weiter. So gibt es beispielsweise in Sachsen, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg spezielle Teams für Ermittlungen bei Verbrechen gegen den Artenschutz.“

In Deutschland leben nach Angaben des Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) ca. 900 bis 1.100 Wölfe. Eine so kleine Population kann durch die Wilderei stark beeinträchtigt werden.

„Die Geschichte zeigt, dass der Wolf durch die Jagd ausgerottet wurde“, so Ralf Hentschel vom Freundeskreis freilebender Wölfe. „Erst der strenge Schutz des Wolfes hat dazu geführt, dass der Wolf sich erfolgreich in Deutschland wiederansiedeln konnte. Wird dieser strenge Schutz durch die quasi straffreie Wilderei unterlaufen, besteht die Gefahr, dass der Wolf wieder ausgerottet wird.“

Besonders irritierend ist vor diesem Hintergrund die aktuell beabsichtigte Senkung des Schutzstatus des Wolfes durch die EU.

„Für die Absenkung des Schutzstatus gibt es keine wissenschaftliche Grundlage“, so Nicole Kronauer von der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe. „Mit dieser Debatte wird der Eindruck erzeugt, dass der Wolf nicht mehr geschützt werden muss und ein Abschuss kein Problem mehr darstellt,“ so Kronauer weiter.

Das Bündnis fordert deshalb die neue Landesregierung dazu auf sich für den Schutz des Wolfes einzusetzen und den illegalen Abschuss zu bekämpfen. Dazu müssen entsprechende Abteilungen beim Polizeipräsidium eingerichtet werden, die gezielt Umwelt- und Wildereikriminalität verfolgen.

Außerdem muss endlich die Debatte um den Schutzstatus des Wolfes aufhören. Mit einem wie auch immer erleichtertem Abschuss ist keinem Weidetierhalter in Brandenburg geholfen.

Erstens weil die Weidetiere trotzdem mit Zäunen vor Rissen geschützt werden müssen und zweitens immer noch viele Weidetierhalter denken, dass wenn der Abschuss erleichtert ist, der Weidetierschutz nicht mehr nötig ist. Fakt aber ist, ob ein oder zehn Wölfe im Gebiet, ohne guten Herdenschutz durch Zäune, Herdenschutzhunde oder Behirtung wird es weiter Risse geben. Herdenschutz in Wolfsgebiet ist unverzichtbar. Das Versprechen erleichterter Abschüsse ist daher absolut kontraproduktiv. Weidetierhalter wägen sich in falscher Sicherheit. „Genau diese Einstellung führt zu mehr Rissen“, so Dr. Hans-Holger Liste von der Allianz Wolf Brandenburg. So zeigt die Statistik des LfU, dass bei bis zu 70 % der Rissereignisse kein Schutz der Weidetiere vorhanden war. „Hauptursache für Wolfsrisse ist also der mangelnde Schutz und nicht die Zahl an Wölfen in einem Gebiet“, so Liste weiter.

Außerdem fordert das Bündnis eine Verbesserung des Weidetierschutzes und eine bessere Unterstützung der Weidetierhalter bei der Umsetzung der Schutzmaßnahmen. Gleichzeitig müssen aber auch die Weidtierhalter stärker in die Pflicht genommen werden, Schutzmaßnahmen auch tatsächlich umzusetzen.

Insgesamt muss die ständige Infragestellung des Schutzstatus des Wolfes durch den Bauernverband, den Jagdverband und verschiedene politische Parteien aufhören. „Die ständige Behauptung, dass der Wolf keinen Schutz mehr bräuchte, führt zu einem gesellschaftlichen Klima, in dem die illegale Tötung von Wölfen als gerechtfertigt erscheint“ So Carsten Preuß vom BUND.

Hintergrundinformationen:

Zur Gründungserklärung HIER!

Kernforderungen des Bündnisses gegen Wilderei sind:

  • Die Wilderei insbesondere gegen den Wolf muss effektiv bekämpft werden.
  • Dazu sind die entsprechenden Abteilungen in den Polizeibehörden zu bilden.
  • Ein effektiver Weidetierschutz muss gefördert, aber auch von den Tierhaltenden eingefordert werden. Insgesamt muss die wirtschaftliche Situation insbesondere der Schafhaltenden verbessert werden.
  • Es muss entsprechende Weiterbildungsangebote für Polizei, untere Naturschutzbehörden und im Naturschutz aktive Menschen geben, um mehr Sensibilität und Aufmerksamkeit für das Thema Wildereikriminalität zu schaffen.
  • Das Monitoring für geschützte Arten ist auszuweiten, damit deutlich wird, wo Wilderei eine Ursache für den Rückgang von Tieren sein kann.
  • Die Debatte über den Schutzstatus des Wolfes ist zu beenden, da es keine wissenschaftlich bestätigte Grundlage für eine Herabstufung des Wolfschutzes gibt.

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