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Wohin kommt der Atommüll?

31. Juli 2019 | Atomkraft, BUNDzeit

Der Atomausstieg ist längst beschlossene Sache, aber es ist völlig offen, wo die strahlenden Hinterlassenschaften aufbewahrt werden sollen. Inzwischen hat die Suche nach geeigneten Standorten begonnen.

Karte: BUND

Es scheint so weit weg zu sein: Frühestens 2050 soll das Endlager für die hochradioaktiven Abfälle der deutschen Atomkraftwerke in Betrieb genommen werden. Wo das sein wird, wird der Bundestag nicht vor 2031 entscheiden. Bis dahin soll in einem transparenten Verfahren ein gesellschaftlicher Konsens gefunden werden, das ist zumindest der Plan. Derzeit tourt der Chef des Bundesamts für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE), Wolfram König, durch die Landeshauptstädte, um das Prozedere der Endlagersuche vorzustellen. Besonders viel Aufmerksamkeit erregen diese Veranstaltungen nicht. Das ist angesichts der Brisanz des Themas verwunderlich.

Auf 30.000 Kubikmeter hochradioaktive Abfälle wird sich die Menge des endzulagernden Atommülls nach Abschalten der letzten Atommeiler Ende 2022 summiert haben; nach Berechnung der Zeitschrift „Der Spiegel“ würden die Behälter aneinandergereiht einen Zug mit einer Länge von elf Kilometern bilden. Die ersten Vorschläge für zu erkundende Standorte des gesuchten Endlagers soll die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) bereits in einem Jahr präsentieren.

Gesucht wird gemäß Abschlussbericht der Endlagerkommission auf einer „weißen Landkarte“, also ohne jede Vorfestlegung für oder gegen einen Standort. Eigentlich trifft es „weiß-graue Landkarte“ besser, denn einige Regionen in Deutschland gelten aufgrund ihrer geologischen Eigenschaften als besser geeignet als andere: Gesteinsformationen aus Granit beziehungsweise Kristallingestein (gibt es in Bayern und Sachsen), Ton (Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, NordrheinWestfalen und Baden-Württemberg) und Salz (Niedersachen und Sachsen-Anhalt).

Allerdings zeigt sich schon zu diesem frühen Stadium des Standortfindungsprozesses, dass nicht alle Akteure die Spielregeln akzeptieren wollen. So haben CSU und Freie Wähler in ihrem Koalitionsvertrag von 2018 verabredet, dass sie ein Endlager in Bayern, dem Land mit der größten Atomstromproduktion, verhindern wollen.

Um alle Regionen mit potenziellen Standorten unvoreingenommen und ausschließlich nach wissenschaftlichen Kriterien zu prüfen, fehlt es allerdings noch an vergleichbaren geologischen Daten. Damit wirklich von einem transparenten Prozess gesprochen werden kann, müssen alle relevanten geologischen Daten öffentlich einsichtig sein. Derzeit fehlt aber ein überarbeitetes Geologiedatengesetz, das es erlaubt, auch die geologischen Daten im Besitz privater Dritter zu veröffentlichen.

Der BUND hat eine Informationsseite zum Endlagerfindungsprozess erstellt: www.atommuell-lager-suche.de

Dieser Artikel erschien in den BUNDzeit 2019/03.

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