Den Auftakt bildete ein Vortragsvormittag. Ariane Hofmann stieg mit den Teilnehmenden tief in die Welt der Insekten ein. Sie zeigte, dass heimische Wildpflanzen die Lebens- und Nahrungsgrundlage für viele Arten darstellen. Renate Froese-Genz erklärte anschließend, worauf es bei der Anlage naturnaher Wiesen und Wildstaudenflächen ankommt. Sie stellte die Bedeutung von Regiosaatgut, sprich Saatgut-Mischungen regionaler Herkunft, heraus. Sie erläuterte, wie wichtig es ist den Boden vor der Ansaat vorzubereiten.
Am Nachmittag besuchten die Teilnehmenden naturnah angelegte Flächen in der Region Potsdam und machten sich ein Bild von der Praxis. In der Gemeinde Wustermark stellte Jens Kroischke vom Amt für Klima und Umweltschutz die Wiesenansaaten auf dem Betriebshof und auf dem Dorfanger vor. Er nahm sich Zeit, die Fragen der Anwesenden zu beantworten. Sie erfuhren, dass die Flächen nach der Ansaat mehrere Jahre intensiv gepflegt wurden, bis sich die Wiese etablierte. Wann und wie oft die Betriebshof-Mitarbeiter die Fläche mähen, richte sich nach der Entwicklung der Pflanzen, berichtete Jens Kroischke. Naturnahes Gärtnern erfordert ein Umdenken beim Geräteeinsatz. Balkenmähgeräte ermöglichen eine ökologische Pflege. Mit einem großen Traktor lässt sich aber das Heu auf kleinen Flächen nicht wenden und aufnehmen. Da macht es Sinn, ein Spezialgerät anzuschaffen. Dass sich der Aufwand insgesamt für die Natur lohnt, stellten die Seminar-Teilnehmenden vor Ort selbst fest. Bei der botanischen Begehung der Flächen fanden sie eine hohe Vielfalt unterschiedlicher Pflanzenarten.
Als zweites Exkursionsziel begutachtete die Gruppe eine ca. 20 Jahre alte Wiesenfläche am Eingang der Biosphäre Potsdam. Referentin Renate Froese-Genz machte an dem Beispiel eines deutlich: Es ist besser zur Unzeit zu mähen, als ganz auf die Mahd zu verzichten. Eine fehlerhaft gepflegte Wiese erholt sich und biete in jedem Fall Artenvielfalt.
Die letzte Station des Nachmittags bildete eine Wildstaudenfläche auf dem Gelände der Max-Plank-Institute in Golm, eine Planung von Renate-Froese Genz. Die Landschaftsarchitektin ließ vor der Beetbepflanzung den stark mit Quecke durchsetzten Boden austauschen. Als humusfreies mineralisches Pflanzsubstrat diente stattdessen Recycling-Schotter 0/32 Millimeter. Das Material wird üblicherweise als tragende Schicht unter Wegeflächen eingebaut. Für die Fläche plante die Landschaftsarchitektin eine Wildstauden-Mischpflanzung. Bei der Anlage der Fläche wurden Wildstauden in weiten Abständen gepflanzt und die Lücke mit Regiosaaten eingesät. Durch die Pflanzenauswahl gibt es nun von Anfang bis Ende der Saison ein Blütenangebot. Wildpflanzensaatgut ist als Regiosaatgut erhältlich. Heimische Wildstauden aber werden nicht in großer Menge gehandelt, so dass von ihnen häufig nur Zuchtsorten geliefert werden.
Das Seminar fand im Rahmen des BUND-Umweltbildungsprojektes „Sumpf & Sand – Brandenburgs zwei Gesichter“ statt. Es wird aus Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (kurz: ELER) und Mitteln des Landes Brandenburg finanziert.
Ariane Hofmann ist Entomologin (Insektenkundlerin) und seit 30 Jahren im Bereich Naturschutz und Biotoppflege aktiv. Sie leitet die Regionalgruppe Berlin-Brandenburg des Naturgarten e.V. und ist Vorstandsvorsitzende und Gründungsmitglied des Umweltbildungsvereins „Hortus Terrigenus e.V. – Der vielfältige Landschaftsgarten in Kleinbeuthen“.
Renate Froese-Genz ist seit 1986 als Landschaftsarchitektin im Bereich Landschaftsplanung und Naturgartenplanung / Naturschutz tätig. Seit 2005 arbeitet sie als freiberufliche Landschaftsarchitektin mit Schwerpunkt Naturgartenplanung (www.naturgarten-potsdam.de) und ist Mitglied des Naturgarten e.V.. Ihr Betrieb ist seit 2007 qualifizierter Fachbetrieb für Naturnahes Grün.
Wir bedanken uns bei den Referentinnen für einen spannenden und lebendigen Seminartag!