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Kann Massentierhaltung bio sein?

26. Oktober 2018 | Antibiotika, BUNDzeit, Landwirtschaft, Massentierhaltung

Kein schlechter Scherz, sondern Realität: Bei Oranienburg soll ein Megastall für „Bio“-Legehennen entstehen. Der BUND geht dagegen vor.

Was die verschiedenen Lebensmittel-Kennzeichnungen bedeuten und wie der BUND sie bewertet, steht unter www.kurzlink.de/biosiegel

Zurzeit stehen in Brandenburg über 600 Megaställe, die Fleisch, Milch und Eier in großen Mengen und zu niedrigen Preisen produzieren und anschließend billig verkaufen. Duden definiert dies als „technisierte Tierhaltung“. In den meisten drängen sich Rinder und Schweine, doch auch Legehennen sind dort häufig zu finden: In Deutschland werden aktuell 51,9 Mio. Hühner für die Eierproduktion gehalten. Um sie kostensparend unterzubringen, haben die Großbetriebe Kapazitäten von bis zu 90.000 Tieren. Dass diese Größe weit entfernt von der natürlichen Gruppengröße der Hühner ist, die sich normalerweise mit 5 bis 20 weiteren Tieren zusammentun, wird spätestens bei Betrachtung der Ställe klar. Seit die Käfighaltung 2010 deutschlandweit verboten ist, wurden Ställe mit Bodenhaltung gefördert. Daher leben heute die meisten Legehennen in großen Hallen mit mehreren Etagen und einem Platzangebot von 0,11 m2 pro Huhn – ob die Tiere mehr Bewegungsraum haben als in den Käfigen, bleibt fraglich.

Wer dies nicht unterstützen möchte, greift zu Freiland- oder Bioeiern, die unter strengeren Auflagen und besseren Verhältnissen produziert sein sollen. Doch geht es den Tieren wirklich besser, wenn das große grüne Bio-Siegel auf dem Eierkarton zu finden ist?

Kreative Regelauslegung

In Oranienburg planen Investor*innen einen neuen Bio-Stall, besser gesagt, einen neuen Bio-Megastall. In Ställen dürfen nicht mehr als 3.000 Hennen gehalten werden, damit die Eier das EU-Bio-Siegel erhalten. Die Betreiber*innen des geplanten Hofes reagieren kreativ auf diese Vorgaben: Sie bauen mehrere Ställe auf einem Gelände und trennen diese mit Sichtblenden voneinander ab. So wollen sie einen neuen Megastall mit rund 40.000 Tieren schaffen – und die für die Berliner Supermärkte produzierten Eier als „Freiland“ oder „Bio“ deklarieren.

In solchen Anlagen leiden nicht nur die Hühner, die unter nicht-artgerechten Verhältnissen gehalten werden, auch Menschen sind davon betroffen. Mit dem Gestank der Megaställe gehen Keim- und Staubbelastungen einher: Je mehr Tiere auf einem Platz zusammenleben, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ansteckende Krankheiten übertragen werden und schließlich auch nach außen gelangen. Somit stellen die Ställe ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko dar. Der BUND hat daher gemeinsam mit einer Bürgerinitiative 1.400 Einwendungen eingereicht, um den Bau der Eierfabrik in Oranienburg zu verhindern. Sarah Grzondziel

www.stoppt-den-megastall.de

Der Artikel erschien in der BUNDzeit 2018-4.  

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