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Grüngewaschener Städtebau

24. August 2021 | BUNDzeit, Verkehr, Stadtplanung, Kohle

In Potsdam-Krampnitz entsteht ein angeblich klimaneutraler Stadtteil. Weil der aber mit Erdgas geheizt werden soll, legt der BUND Widerspruch ein.

Auf dem landschaftlich reizvoll gelegenen ehemaligen Kasernengelände zwischen Fahrländer See und Döberitzer Heide sind Wohnungen für zunächst 5.000 und später 10.000 Menschen im Bau. Der Projektentwickler ProPotsdam versichert, das neue Stadtquartier flächendeckend und von Anfang an CO2-neutral mit Energie zu versorgen, wie von der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung 2015 beschlossen. Das nun im Rahmen der Masterplanung von der städtischen Energie und Wasser Potsdam (EWP) vorgelegte und genehmigte Energiekonzept sieht allerdings ein erdgasbetriebenes Blockheizkraftwerk vor. Damit ist es ausgeschlossen, in den kommenden 30 Jahren die angestrebte Klimaneutralität zu erreichen.

In seiner Stellungnahme zum Krampnitzer Energiekonzept hat der Klimarat Potsdam berechnet, dass allein die Wärmeversorgung einen CO2-Ausstoß von 451 Kilo pro Kopf und Jahr verursacht. Das ist ein Mehrfaches der 180 Kilo, die der städtische Masterplan „100 % Klimaschutz“ als Zielwert für CO2-neutrale Wärmeversorgung vorgibt.
Um die angestrebte Klimaneutralität zu erreichen, schlägt der Klimarat vor, Holz aus der benachbarten Döberitzer Heide zu nutzen. Holzhackschnitzel könnten ein gutes Drittel des Wärmebedarfs decken und zusammen mit Biomethan dafür sorgen, dass Erdgas nur in Spitzenlastzeiten zum Einsatz kommt, was 16 Prozent der Wärmeversorgung entsprechen würde. Die Stellungnahme des von der Stadtverordnetenversammlung berufenen Klimarats haben Stadtverwaltung und EWP ebenso ignoriert wie die Tatsache, dass Potsdam den Klimanotstand ausgerufen hat. Gegen die Genehmigung der drei erdgasbetriebenen Module des Blockheizkraftwerks hat der BUND Widerspruch eingelegt.

Das Energiekonzept ist nicht die einzige Schwachstelle des neuen Stadtteils im Potsdamer Norden. Auch die versprochene nachhaltige Mobilität wird so schnell nicht Wirklichkeit werden. Eigentlich soll die Straßenbahnlinie 96 die Anbindung in die Innenstadt übernehmen. Doch ihre Verlängerung vom Jungfernsee nach Krampnitz ist umstritten: Der Tram würden Vorgärten und Bäume zum Opfer fallen – an eine Schienentrasse auf Kosten der parallel verlaufenden Bundesstraße trauen sich die Planer*innen nicht heran. Als frühestes Datum für die Eröffnung der Neubaustrecke gilt nun 2028, also mehrere Jahre nach Fertigstellung der Krampnitzer Wohnungen, wenn sich die Mobilitätsroutinen der neuen Bewohner*innen längst gebildet haben. Von einem klimaneutralen Stadtviertel zu reden, ist im Fall Krampnitz höchst irreführend.

Zur Stellungnahme des Klimarats

Dieser Artikel erschien in der BUNDzeit 2021-3.

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