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Der schwarze Schnee ist noch nicht von gestern

28. August 2018 | BUNDzeit, Kohle, Kohle, Umweltgifte

Nach den ungewöhnlich starken Staubemissionen des Tagebaus Welzow im März drängt der BUND auf vollständige Aufklärung. Aber das Landesumweltamt möchte lieber nichts untersuchen.

So schwarz war der Schnee Mitte März 2018 in Welzow (Lausitz). Foto: Grüne Zukunft Welzow

Eigentlich hat Schnee die Eigenschaft, Dinge unsichtbar zu machen. Zum Beispiel Hundekot oder liegengebliebene Silvesterraketen auf dem Bürgersteig. Aber manchmal sorgt er auch für bessere Sichtbarkeit. So geschehen in dem Lausitz- Städtchen Welzow, das vor allem für den gleichnamigen Braunkohletagebau (Welzow Süd I) bekannt ist. Dort rieselten Mitte März 2018 dunkle Staubpartikel vom Himmel und sorgten für eine schwarze Einfärbung des Schnees. Woher der wohl kam? Aus dem Tagebau jedenfalls nicht, beteuerte dessen Betreiber LEAG und verwies auf eine nicht veröffentlichte Untersuchung, nach der es sich bei den Partikeln um „für die Lausitz typische Kippensande“, keinesfalls aber um Kohlestaub gehandelt habe.

An dieser Darstellung sind Zweifel angebracht. Der BUND hatte – von Welzower Bürger*innen alarmiert – eine Probe des „schwarzen Schnees“ entnommen und von einem unabhängigen Labor analysieren lassen. Seit Mitte Mai liegt das Ergebnis vor: Der dunkle Staub enthält große Mengen von Eisen und Schwefel, was seine Herkunft aus dem Tagebau eindeutig belegt. Darüber hinaus wurden Blei, Arsen und Quecksilber festgestellt. Was bedeuten die Befunde für die Gesundheit der Menschen, in deren Wohngebiet der Staub niedergegangen ist? Das wollte der BUND vom Brandenburger Landesumweltamt wissen und stellte ihm die Untersuchungsergebnisse zur Verfügung.

Eine direkte Antwort lag bis Mitte Juli nicht vor. Dafür äußerte sich das Landesumweltamt indirekt über die Presse: Hinweise auf eine Gesundheitsgefährdung enthielten die Laborergebnisse nicht, schließlich seien die Prüfwerte der Bodenschutz- und Altlastenverordnung nicht überschritten worden.

Diese Stellungnahme wirft mehr Fragen auf, als sie beantwortet. Wieso sollen bei Staubbelastung (allein) die Vorgaben des Bodenschutzes maßgeblich sein? Und wenn die Bodenschutz- und Altlastenverordnung gilt, warum führt das Amt die Prüfwerte für Böden von Kinderspielplätzen an, nicht aber die von Nutzgärten? Im von der Staubbelastung betroffenen Wohngebiet befinden sich etliche Gärten, in denen die Welzower*innen Obst und Gemüse anbauen. Der Prüfwert – das ist ein Signalwert, bei dessen Überschreitung eine Gefahr nicht ausgeschlossen werden kann und weitere Sachverhaltsermittlungen nötig sind – für Blei in Nutzgärten liegt bei 0,1 mg/kg. Die Welzower Probe enthält aber 27 mg/ kg und überschreitet den Prüfwert somit um ein Vielfaches. Eine weitere Ungereimtheit: Warum spielen die von der Bund- Länder-Arbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) festgelegten Werte keine Rolle bei den Überlegungen des Landesumweltamts – obwohl es sich bei den Staubpartikeln zweifellos um Abfälle aus dem Braunkohletagebau handelt?

Wie sehr das Landesumweltamt den „schwarzen Schnee“ auf die leichte Schulter nimmt, zeigt seine Aussage, der Staub könne keine Auswirkungen auf die Vegetation haben, weil zum fraglichen Zeitpunkt Schnee gelegen habe. Als ob der Schnee die mutmaßlich giftigen Stoffe einfach in Luft auflösen könnte. Der BUND erwartet vom Landesumweltamt, dass es seiner Verantwortung gerecht wird und eigene Untersuchungen in der Angelegenheit anstellt.

Dieser Artikel erschien in der BUNDzeit 2018-3 

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