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Alpiner wird es nicht mehr

13. November 2020 | BUNDzeit, Naturerleben

Besonders viele steile Berge können Brandenburg und Berlin nicht ihr Eigen nennen. Aber die Glindower Alpen bei Werder (Havel) machen ihrem Namen alle Ehre.

Kaum ein märkischer Ort war vor dem wandernden Schriftsteller Theodor Fontane sicher. Über das Ziel unseres heutigen Ausflugs schrieb er 1870: „Was Werder für den Obstkonsum der Hauptstadt ist, das ist Glindow für den Ziegelkonsum. In Werder wird gegraben, gepflanzt, gepflückt – in Glindow wird gegraben, geformt, gebrannt.“ Seit dem Mittelalter stellte man in dem heute zu Werder gehörenden Dorf Ziegel her und der Bauboom im nahen Berlin in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts brachte den Glindowern und vor allem den Ziegeleien besitzenden Familien Wohlstand. Dass die Qualität der Glindower Ziegelsteiner laut Fontane nicht mit denen aus Birkenwerder und Rathenow mithalten konnte, muss uns heute nicht mehr kümmern. Entscheidend ist nur, dass hier Ton gefördert wurde, bis sich die Vorkommen erschöpften. Das war in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts.

Um an die Tonschichten zu gelangen, mussten die Tonstecher erst eine knapp zehn Meter tiefe Bodenschicht abräumen, bis sie auf ein Tonlager mit einer Tiefe von 25 bis 30
Metern stießen. Diesem Umstand verdanken wir heute die bis zu 40 Meter tiefen, bewaldeten Schluchten, auf deren Grund hin und wieder Tümpel grünlich schimmern. Die
rund 120 Hektar große Fläche ist seit den Neunzigerjahren als Naturschutzgebiet ausgewiesen und unterscheidet sich nicht nur durch die ungewöhnliche Topografie von der
Umgebung. Statt Kiefernmonokultur ein unbewirtschafteter Mischwald unter anderem aus Winterlinde, Spitz- und Bergahorn, Esche, Hainbuche und Esche, statt Obstplantagen trockene, kalkreiche Sandrasen auf den Anhöhen, statt stark befahrenen Wassersportflächen von Menschen unberührte Kleingewässer.

Durch die Glindower Alpen führt ein mittelmäßig ausgeschilderter Naturlehrpfad. Wir nehmen den westlichen Einstieg, der von der Straße Am Rüsterhorn abgeht. Er führt auf den Hochrücken, der in Ost-West-Richtung die Grenze des Naturschutzgebiets markiert. Linkerhand (nach Süden) liegen Felder, auf der rechten Seite fällt das bewaldete Gelände schroff ab. Die ersten zwei rechts ins Innere abzweigenden Wege enden im Nichts, wir nehmen besser den dritten, der gegenüber einer verlassenen Datsche mit verrosteter Schaukel abgeht.

Treppab und treppauf geht es in das Herz des Naturschutzgebiets. Hinter der markanten Kaiserlinde halten wir uns an drei Gabelungen jeweils links und folgen einer 180-Grad-Kurve, um den Hexenpfuhl zu erreichen. Nach einem erneuten Aufstieg über Holztreppen könnte man links zum Forstweg abbiegen und die Glindower Alpen verlassen. Oder aber rechterhand eine weitere Runde durch den mit reichlich Totholz belassenen Wald zum Glindower Belvedere laufen. Dieses stellt sich als eine Holzhütte heraus. Glanzvoller ist da der Ausblick auf den Glindower See bis nach Werder.

Anreise per Rad: Von Potsdam Hauptbahnhof über Caputh und Gelthow nach Petzow (12 km)

Anreise per Bahn: Mit der RB 23 nach Caputh-Geltow und zu Fuß nach Petzow (4,5 km) oder mit dem RE 1 nach Werder (Havel) und zu Fuß nach Glindow, Alpenstraße (5,5 km)

Dieser Artikel erschien in der BUNDzeit 20-4.

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