Carsten Preuß, Landesvorsitzender des BUND Brandenburg kommentiert die Studienergebnisse für Brandenburg: „Ein Großteil Brandenburgs hat schon heute Grundwasserstress. Es braucht dringend ein Umdenken in der Wasserpolitik. Wasserressourcen sind begrenzt, die Landespolitik muss Wasserbedarfe steuern und Anreize zum Schutz von Wasserressourcen geben. Einen besonderen Hebel sehen wir dabei bei der Anpassung der Wassernutzungsentgelte für Unternehmen, den Bergbau und die Landwirtschaft.“
Besonders kritisch ist die Situation in der Lausitz, wo Jahrzehntelang Grundwasser für den Kohletagebau gehoben und über die Spree abgeführt wurde. Carsten Preuß dazu: „Insgesamt 58 Milliarden Kubikmeter Grundwasser gingen so der Region verloren. Bisher sieht es so aus, als würden die Steuerzahlenden für die Kosten zur Sanierung des Wasserhaushalts der Lausitz aufkommen müssen. Das lehnen wir als BUND Brandenburg ab und fordern die Landesregierung auf, die LEAG endlich zur Kasse zu bitten.“
Regionaler Grundwasserstress wird auch durch große industrielle Abnehmer verursacht. In Baruth/Mark in Teltow-Fläming darf die Getränkeindustrie um Red Bull beispielsweise erhebliche Mengen Grundwasser entnehmen. Carsten Preuß betont: „Die Pläne eine Dosenfabrik zu errichten, werden den Wasserbedarf weiter erhöhen. Deshalb sehen wir solche Vorhaben kritisch und fordern bei Standortentscheidungen für Neuansiedlungen oder Erweiterungen die regionale Grundwassersituation und Entwicklungen als Ausschlusskriterium festzulegen.“
In Zukunft müssen wir unser besonderes Augenmerk auf die Wasserbedarfe der Landwirtschaft legen. Denn die zunehmende Trockenheit und die verlängerte Vegetationszeit erhöhen den Wasserbedarf der Kulturen. Laut Studie wird in Brandenburg bereits heute im bundesvergleich überdurchschnittlich viel Grundwasser für die landwirtschaftliche Bewässerung verwendet. Dazu sagt Carsten Preuß: „Statt weitere Brunnen zu bauen, fordern wir ein Umdenken in der Landnutzungspraxis und Anpassungsmaßnahmen, die helfen Wasser in der Landschaft zu halten. Die Antworten liegen auf dem Tisch und sind längst erprobt. Mit Maßnahmen wie Agroforst, ganzjähriger Bodenbedeckung und dem Anbau neuer, trockenangepasster Kulturen wie der Kichererbse können wir der Trockenheit trotzen und weiterhin Lebensmittel produzieren. Von Seiten der Landespolitik wünsche ich mir, dass solche Ansätze entsprechend gefördert werden. Gleichzeitig muss die Nutzung von Grundwasser für die Bewässerung teurer werden.“
Auch die Wasserstoffstrategie des Landes Brandenburg muss auf den Prüfstand. Carsten Preuß sagt: „Die Wasserstoffproduktion erfordert große Mengen an Wasser, insbesondere bei der Elektrolyse, wo Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt wird. Deshalb ist es problematisch, die Produktion in Regionen mit Wasserknappheit zu forcieren“.
Studie „Grundwasserstress in Deutschland: Struktureller und akuter Grundwasserstress durch öffentliche und nichtöffentliche Entnahmen auf Ebene der Landkreise“
Faktenblatt für Brandenburg