BUND schlägt Alarm: Der Zustand der Lebensräume verschlechtert sich weiter – das belegt der Bericht zur „Lage der Natur“ des Landesamts für Umwelt Brandenburg

04. Juni 2021 | Flüsse & Gewässer, Lebensräume, Moorschutz, Naturschutz, Wälder

Zum internationalen Tag der Umwelt am 5. Juni 2021 schlägt der BUND Alarm, denn 34 von 39 Lebensraumtypen, die in Brandenburg vorkommen, sind in einem unzureichenden bis schlechten Zustand.

Auenwälder gehören zu den für Brandenburg typischen Lebensräumen. Sie sind aber aus vielfältigne Gründen bedroht  (Sascha Maier)

Die Anzahl der Lebensraumtypen im schlechten Zustand hat sich in den letzten sechs Jahren um zwei erhöht. Für diese Situation der Lebensraumtypem ist der Mensch direkt oder indirekt verantwortlich. Zu diesem Ergebnis kommt der BUND Brandenburg bei seiner Analyse des Berichtes zur „Lage der Natur“ des Landesamts für Umwelt Brandenburg.

Erschreckend ist, dass viele der Lebensraumtypen, für die Brandenburg eine besondere Verantwortung hat, weil ihr Verbreitungsgebiet vor allem hier liegt, besonders bedroht sind.  Und: Im bundesweiten Vergleich ist Brandenburg noch schlechter als der Durchschnitt. Es besteht also dringender Handlungsbedarf!

Menschliche Aktivitäten – insbesondere die intensive Land- und Forstwirtschaft und die Veränderungen im Wasserhaushalt beispielsweise durch Braunkohleabbau – sind die Hauptursachen für den schlechten Zustand der Natur in Brandenburg.

„Sowohl Trockenrasen und Heiden als auch Auenwiesen sind bedroht, weil die Beweidung aufgegeben wird - und das oft zu Gunsten einer intensiveren Nutzung. So wird in Auen zum Beispiel die Mahd intensiviert. Der Zustand vieler Offenland-Lebensraumtypen hat sich trotz Pflegemaßnahmen nicht verbessert sondern verschlechtert. Das ist besorgniserregend!“, so Carsten Preuß, Vorsitzender des BUND Brandenburg.

Der Einfluss der intensiven Landwirtschaft wird auch daran deutlich, dass lediglich der Lebensraumtyp Feuchte Hochstaudenfluren als günstig eingestuft wird. Diese kommen auf besonders nährstoff- und vor allem stickstoffreichen Böden vor, die zwar auch natürlich entstehen können, die aber oftmals eine Folge menschlicher Nutzung sind. Durch übermäßige Düngung in der Landwirtschaft wird die umliegende Landschaft mit Nährstoffen angereichert (Eutrophierung).

Im Vergleich zum Berichtsjahr 2016 hat sich der Zustand der Auwälder mit Erle und Esche und der Übergangs- und Schwingrasenmoore durch mehrere aufeinander folgende Trockenjahre verschlechtert. Für die Moore konnte trotz Renaturierungsmaßnahmen  dieser Trend nicht aufgehalten werden. Bei den Auwäldern kam der Ausfall der Eschen durch das Eschentriebsterben zur Trockenheit hinzu.

Die Wälder Brandenburgs sind grundsätzlich durch forstwirtschaftliche Aktivitäten bedroht. Die Intensität des Einschlags und die Beseitigung von Tot- und Altholz sind hier wichtige Faktoren. „Durch Ein- und Kahlschlag werden Lebensräume direkt zerstört. Dadurch dass die Bäume üblicher Weise schon im Alter von rund 120 Jahren gefällt werden, fehlen in den bewirtschafteten Wäldern alte Bäume und stehendes Totholz, und somit fehlt die Lebensgrundlage für viele Organismengruppen wie höhlenbewohnende Vögel, Fledermäuse, xylobionte Insekten, holzbewohnende Pilze, Moose und Flechten“, so Carsten Preuß weiter. Stark gefährdet sind der Hainsimsen-Buchenwald und der Waldmeister-Buchenwald, aber auch Mitteleuropäische Flechten-Kiefernwälder sind bedroht. Für alle diese Lebensraumtypen trägt Brandenburg eine besondere Verantwortung!

Hintergrund

Alle sechs Jahre überprüft die EU den Zustand der Natura 2000 Schutzgebiete. Dazu müssen die EU-Mitgliedsstaaten einen Bericht zur „Lage der Natur“ verfassen. Dieser Bericht existiert also national für ganz Deutschland und wurde in ähnlicher Form vom Landesamt für Umwelt auch für Brandenburg erstellt. Der BUND Brandenburg hat sich die Daten zu den Lebensräumen in Brandenburg genauer angesehen und in einem zweiten Schritt analysiert, welche Hauptgefährdungsursachen für die Verschlechterung des Zustandes unserer Lebensräume verantwortlich sind.  

Die Einteilung in Lebensraumtypen ist eine Klassifizierung der Lebensräume. Der FFH-Lebensraumtyp ist ein besonders geschützter Biotoptyp. Die FFH-Richtlinie definiert in Artikel 1 Buchst. c natürliche Lebensräume von gemeinschaftlichem Interesse als diejenigen Lebensräume, die (wörtlich):

i) im Bereich ihres natürlichen Vorkommens vom Verschwinden bedroht sind
oder
ii) infolge ihres Rückgangs oder aufgrund ihres an sich schon begrenzten Vorkommens ein geringes natürliches Verbreitungsgebiet haben
oder
iii) typische Merkmale einer oder mehrerer der folgenden fünf biogeographischen Regionen aufweisen: alpine, atlantische, kontinentale, makaronesische und mediterrane.

Liste der FFH-Lebensraumtypen

Typische Lebensraumtypen in Brandenburg sind Hainsimsen-Buchenwäler, Auenwälder mit Erle und Esche und Übergangs- und Schwingrasenmoore.

Weitere Informationen

BUND-Hintergrundpapier zum Bericht “Lage der Natur”

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