BUND Landesverband Brandenburg
Mitglied werden Jetzt spenden
BUND Landesverband Brandenburg

Rückblick: Gartenrundfahrt nach Beelitz

02. Juni 2022 | Lebensräume, Moorpaten, Naturerleben, Sumpf & Sand, Umweltbildung, Wildnisinseln

Am vergangenen Sonntag, der 29. Mai 2022 wurden auf unserer Gartenrundfahrt zur Landesgartenschau (LAGA) Beelitz zwei Zwischenstopps eingelegt: das Wildkräuter- und Rundlingsdorf Reesdorf und die Blühwelle an der Nieplitz. Die Bustour stellte für die überwiegend betagten Teilnehmenden ein willkommenes Angebot dar, Brandenburgs ländlichen Raum und verschiedene Engagierte und Initiativen für den Arten- und Klimaschutz kennenzulernen.

Blauer Lein auf Wildkräuterwiese Blauer Lein (Linum perenne) liebt sandig, trockene, nährstoffarme Böden und ist begehrte Tankstelle für Fluginsekten.  (BUND Brandenburg e.V.)

Zunächst führte uns die freie Diplom Biologin für Klimaschutz Barbara Ral durch das hübsche Wildkräuter- und Rundlingsdorf Reesdorf und über ihren Umweltbildungshof mit umliegenden Weideflächen https://www.zebrahof.de/. Sie klärte umfassend über Zusammenhänge von Landnutzung und Naturschutz auf: Weidetiere wie Schafe, Rinder oder Pferde halten die Landschaft auf Niedermooren oder Trockenrasen offen und ermöglichen bspw. den Steinkäuzen für sie notwendige Lebensbedingungen. Dabei schonen Tiere mit großem Trittsiegel oder leichterem Gewicht den Moorboden. Alleen und Windschutzhecken sind wichtige Trittsteine als Rückzugsraum für Tiere, bieten (Wind-)Schatten, Kühlen im Sommer und liefern Nahrungsquellen wie Linden- und Wildrosenblüten, Haselnüsse und Esskastanien. Sickermulden an Straßenrändern sind kostbar für die Grundwasserbildung, teuer und aufwendig im Bau und sollten nicht mit dem Auto befahren werden. Wildkräuter wie bspw. die Knoblauchsrauke liefern bestäubenden Insekten und uns Nahrung.
Im wahrsten Sinne des Wortes „hängen geblieben“ sind auch die ausgedienten Feuerlöscher, die an der Freiwilligen Feuerwehr des Ortes als Blumenkästen zum Einsatz kamen. Eine Haltestelle mit Wildpflanzenspenden für den Klimaschutz lieferte der Gruppe den Denkanstoß, warum es eigentlich noch das Wort „Unkraut“ gibt. Schließlich wurden Wildkräuter seither vielfältig genutzt und aktuell wird ihnen verstärkt Aufmerksamkeit geschenkt, da sie wichtiger Bestandteil des Ökosystems sind und ihnen wichtige Funktionen im Arten- und Klimaschutz zukommen.

Das weiß auch der Blühstreifen Beelitz e. V.. Mit ihm trafen wir uns an unserer zweiten Station - der Blühwelle an der Nieplitz direkt gegenüber des LAGA Geländes. Der Verein bemüht sich um öffentliche und private Flächen, auf denen Blühstreifen oder -wiesen für Insekten angelegt werden können: Das Ehepaar Pahl initiierte hier gemeinsam mit weiteren Akteuren wie dem Landwirten Herrn Frenzel vom Landgut Hennickendorf und Frau Mertens vom Landesamt für Umwelt, sowie durch Unterstützung des Naturparks Nuthe-Nieplitz einen Ackerrandstreifen mit Wildkräutern und -stauden in Form einer Welle. Sie stellt in Form und Farbe das ursprünglich mäandernde Flussbett der Nieplitz dar. Ziel ist es dort den ursprünglichen Flusslauf wieder herzustellen und somit dem beschleunigten Abfluss des Wassers in die Nordsee und Hochwasser entgegenzuwirken. Die Renaturierung stellt einen langen Prozess dar. Sie soll die Artenvielfalt im und am Gewässer, aber auch den Grundwasserrückhalt fördern und sichern. Weitere Infos: https://bluehstreifen-beelitz.de/

Unsere dritte und letzte Station war die LAGA im Landschaftsschutzgebiet „Nuthetal Beelitzer Sander“. Das Zeitfenster von drei Stunden bot ausreichend Möglichkeit das Gelände selbstständig zu erkunden. Hier gab es verschiedene Beetanlagen zu betrachten, Kulinarik, Spielflächen für Kinder, ein Spargel-Museum, eine alte Mühle und einen Pflanzenmarkt in einer Kirche sowie unzählige Angebote regionaler Erzeuger:innen. Abschließend wurde die Landesgartenschau in Beelitz auch dahingehend inspiziert, welche Anregungen zum Gärtnern in Zeiten des Klimawandels gegeben werden. Ein kleiner Permakultur-Garten zeigte, wie es geht. Auf der Rückfahrt im Bus wurde ausgewertet. Die Teilnehmenden nannten als Highlight das Rundlingsdorf Reesdorf mit der Wildkräuterpatenschaft und dem Zebrahof, sowie die Farbenfreude der Blumen auf der LAGA. Jedoch wurde auch die berechtigte Frage nach den genutzten Ressourcen für die LAGA gestellt: Wieviel Torf steckt wohl in den Rabatten? Wieviele Zierpflanzen mit kurzer Blühdauer werden ständig ausgetauscht?

Es gab abschließend ausreichend Informationsmaterial an die Hand, um sich darüber hinaus mit Klimaschutz und Förderung der Artenvielfalt im Alltäglichen zu befassen.
Besonderer Dank gilt Barbara Ral und dem Ehepaar Pahl für das Engagement und Antje Sachs für die Organisation, das umfassende Material und die Moderation. Diese Veranstaltung fand im Rahmen des durch das Land Brandenburg und den ELER-Fonds geförderten Bildungsprojektes "Sumpf und Sand - Brandenburgs zwei  Gesichter" statt.

Zur Übersicht

BUND-Bestellkorb