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Natur erleben: Der Große Zeschsee

24. August 2020 | Naturerleben, BUNDzeit

Etwa 50 Kilometer südlich von Berlin-Mitte liegt ein See mit klarem Wasser, verwunschenen Ufern und einem Weinberg in der Nähe. Auf dem Weg dorthin empfiehlt sich ein Abstecher in die „Verbotene Stadt“ Wünsdorf-Waldstadt.

In Brandenburg gibt es nicht gerade wenige Flächen, die sich die Natur nach jahrzehntelanger militärischer Nutzung zurückholen durfte, etwa die Wittstock-Ruppiner Heide, die Döberitzer Heide oder die Kummersdorfer Heide. Was aber passiert, wenn das Militär statt einer ländlichen eine städtische Umgebung zurücklässt? Das lässt sich auf dem Weg zum Großen Zeschsee in Wünsdorf-Waldstadt besichtigen.

Als die Sowjets 1994 aus ihrem damaligen Hauptquartier abzogen, endete in dem heute zu Zossen gehörenden Ort eine fast hundertjährige Nutzung als Truppenstandort. Deren Relikte sind auch ein Vierteljahrhundert später unübersehbar: Sanierte ehemalige Kasernen wechseln sich mit leer stehenden, verfallenden Gebäuden ab, dazwischen Hochbunker aus der Nazizeit, Offiziersvillen aus dem Kaiserreich, Mauern, abgesperrte Areale, Brachflächen, Einfamilienhäuser aus der Jetztzeit und jede Menge Grün. Der Name Waldstadt kommt nicht von ungefähr.

Aber eigentlich wollen wir zum See. Wir verlassen Wünsdorf südwärts auf dem Radweg neben der Cottbusser Straße (B 96), biegen in Richtung Lindenbrück ab, um auf einem nicht allzu stark befahrenen Sträßchen nach Zesch am See zu radeln, das eigentlich Zesch an den Seen heißen müsste, schließlich liegt es nicht nur am Großen, sondern auch am halb so großen Kleinen Zeschsee. An der einzigen Badestelle, die südlich des Dorfkerns am Großen Zeschsee durch feinen Sand zu überzeugen weiß, zeigt sich eine Besonderheit dieses Sees: Die Sichttiefe liegt bei bis zu zwei Metern, sodass man den einen oder anderen Fisch sieht. Unter anderem leben Hecht, Zander, Barsch, Aal, Karpfen, Schlei und Plötze im Großen Zeschsee.

An der Badestelle beginnt ein Fußweg, auf dem wir den See im Uhrzeigersinn umrunden (vier Kilometer, der Rundweg um beide Seen beträgt rund sechs Kilometer). Interessant wird das Ufer, nachdem wir einen kleinen Dauercampingplatz hinter uns gelassen haben. Dass das südwestliche und westliche Ufer des Großen Zeschsees unter Naturschutz steht, hat es den nahezu unberührten Erlenbrüchen, Röhricht- und Seerosenvorkommen sowie seinen Orchideen zu verdanken. Auf einer Halbinsel auf der Westseite überrascht uns ein Denkmal, das sich das Fürstenhaus zu Solms setzen ließ, weil die Herrschaften hier zu baden beliebten.

Wer Kulturlandschaften der Wildnis vorzieht, sollte dem Weinberg oberhalb des Ostufers einen Besuch abstatten. Der Weinbau in Zesch hat eine seit 1595 nachweisbare Tradition, die erst nach dem Zweiten Weltkrieg endete und vor rund zehn Jahren von einem Verein wiederbelebt wurde. Vom Dorfkern und vom Campingplatz führen ausgeschilderte Wege zum 93 Meter hohen Weinberg, auf dem ein Waldbrandbeobachtungsturm des Forstamts steht.

Für die Rückfahrt nach Wünsdorf-Waldstadt kommt der Abwechslung halber ein Weg entlang des Ost- und Nordufers des Kleinen Zeschsees nach Lindenbrück infrage, auf dem allerdings Sand das schnelle Fortkommen behindert. Funfact: Während es für Menschen keine offizielle Badestelle am Kleinen Zeschsee gibt, ist die für Hunde gleichzeitig der Platz mit der schönsten Aussicht.

Anreise: Mit den Regionalexpresslinien R5 oder R7 nach Wünsdorf-Waldstadt, von dort mit dem Fahrrad über Lindenbrück nach Zesch am See (neun Kilometer)

Rundweg durch die „Verbotene Stadt“
www.weinberg-zesch.de

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