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Berge, Seen, Bahn

01. Mai 2022 | BUNDzeit, Naturerleben

Eine aussichtsreiche Rundtour durch die Märkische Schweiz

Streuobstwiese in der Märkischen Schweiz, gesehen vom Buckower Schlossberg. Foto: Merja Spott

Wollen wir die ersten viereinhalb Kilometer laufen oder fahren? Diese Entscheidung müssen wir zu Beginn des Ausflugs am Bahnhof Müncheberg fällen. Zumindest an Sams-, Sonn- und Feiertagen von Mai bis Oktober, denn dann pendelt ein Museumszug auf der Kleinbahn zwischen Müncheberg und Buckow. Wobei auch das Fahrrad eine Option wäre, denn der Weg entlang der Kleinbahn ist abgesehen von den ersten 500 Metern auf dem Kopfsteinpflaster der Dahmsdorfer Straße ein angenehm asphaltierter Radweg. An den letzten Häusern des Müncheberger Ortsteils Dahmsdorf wechselt der Weg auf die linke Seite der Bahn, passiert die auf einem Steilhang gelegene Ziegenweide, um endlich in einen abwechslungsreichen Mischwald zu führen.

Wir queren das Kreuzfließ und streifen den Ortsrand von Waldsieversdorf, dem einzigen Unterwegshalt der Buckower Kleinbahn, auf der der letzte reguläre Nahverkehrszug 1998 rollte. Zwei Kilometer weiter endet die Kleinbahn am Bahnhof Buckow, den Eisenbahnfreaks zum Museum gemacht haben, dessen Exponate an den Sommerwochenenden durch die Märkische Schweiz rumpeln. Ab dem Bahnhof folgen wir der Hauptstraße ins Zentrum des beschaulichen Städtchens, nicht ohne kurz vor der Eisdiele einen Schlenker zum Ufer des Buckowsees zu machen, des ersten von vier größeren Gewässern auf der Route.

Nun den Buckowsee zu umrunden, das Brecht-Weigel-Haus zu besichtigen und die vielen Aussichtspunkte auf diesen See und den wesentlich größeren Schermützelsee zu genießen, wäre für sich schon eine lohnenswerte Tour. Stattdessen biegen wir aber am Marktplatz in den Sebastian-Kneipp-Weg ein, um den Schlosspark zu erreichen. Das namensgebende Schloss steht zwar seit 1948 nicht mehr, dafür ist aber der Park mit seinem Kräutergarten, den gut 30 verschiedenen, am Stamm mit Hinweistafeln versehenen Baumarten und dem rekonstruierten Angelhäuschen am Griepensee durchaus sehenswert. Der Schlossberg eröffnet einen bemerkenswerten Blick nicht nur auf Park und Stadtkern im Süden, sondern auch auf eine liebliche Kulturlandschaft im Nordosten: sanft geschwungene Hügel, grüne Wiesen mit blühenden Obstbäumen, grasende Kühe. Ein paar Meter weiter westlich schiebt sich erstmals der Schermützelsee ins Bild, dessen Küstenlinie wir ab jetzt gegen den Uhrzeigersinn folgen, mal auf dem Panoramaweg weit über dem Ufer, mal direkt am Wasser (Badestellen zwischen Weiße Taube und Buchenfried).

Das Westufer des Schermützelsees ist von mehreren sogenannten Kehlen durchzogen, von mächtigen Erosionsrinnen quer zum Hang, die am Ende der letzten Eiszeit Schmelzwasser ableiteten. Die erste dieser Kehlen passieren wir kurz hinter dem Buckower Ortsausgang, sie heißt „Schwarze Kehle“, weil man hier in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Braunkohle abbaute. Nicht im offenen Tagebau wie in der Lausitz, sondern in 40 Meter tiefen Schächten. Zuvor hatten die Buckower Bauern vor allem vom Hopfenanbau gelebt. Mit beginnendem 20. Jahrhundert wurde jedoch der Tourismus die wichtigste Einkommensquelle. Weil Egon Erwin Kisch 1927 seinen Sommerurlaub hier verbrachte, trägt ein Teil des Panoramawegs nun seinen Namen. Das Landhaus, in dem der rasende Reporter damals logierte, steht heute nicht mehr. Es wurde in den Fünfzigerjahren vom Verlag „Junge Welt“ gekauft und in den Siebzigern durch einen als Ferienheim genutzten Neubau ersetzt (heute Hotel Johst).

Am südlichen Ufer des Schermützelsees gilt es sich zu entscheiden, wie es nach Müncheberg zurück geht: nach Buckow (knapp zwei Kilometer) und von dort mit der Museumsbahn (letzte Fahrt 17:25 Uhr) oder zu Fuß über Waldsieversdorf (sechs Kilometer). Für die Zufußvariante spricht der Große Däbersee in Waldsieversdorf mit seinem Strandbad (täglich bis 18 Uhr) und dem Sommerhaus des Fotomontagekünstlers John Heartfield (Schwarzer Weg 12, Samstag und Sonntag 13–17 Uhr).

www.buckower-kleinbahn.de
www.heartfield.de

Anfahrt nach Müncheberg: RB 26 stündlich ab Ostkreuz  

Dieser Artikel erschien in der BUNDzeit 2022-2.

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